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Die richtige Zeit
Auch wenn Frau Holle sich in jüngster Zeit noch ein paar Mal kräftig dagegen gewehrt hat – der Frühling ist da! Mit dem Frühling erwacht die Natur; an allen Ecken und Enden beginnt es zartgrün zu spriessen. Da und dort «explodieren» die Böden richtiggehend. Das heisst, dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt ist, um Wildkräuter zu sammeln!

Superfood-Boom
In den letzten Jahren hat sich ein regelrechter Hype um sogenannte «Superfoods» entwickelt. Sie haben geheimnisvoll-exotische Namen, wie Açai, Chia, Goji, Maca oder Moringa, kommen meist aus sehr fernen Ländern und legen tausende Kilometer zurück, bis sie in unsere Verkaufsregale zu liegen kommen.

Diese exotischen Früchte und Samen werden Superfood genannt, weil sie meist grosse Mengen an gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffen wie Vitamine, Mineralien, Spurenelemente und Sekundäre Pflanzenstoffe enthalten. Die Nahrungsmittelindustrie hat das Business mit dem Superfoods längst erkannt und die Märkte mit entsprechenden Marketingmassnahmen erschlossen.

Die schlechte und die gute Nachricht
Die schlechte Nachricht ist nun, dass diese exotischen Produkte erstens viel zu teuer sind und zweitens aufgrund der Transportwege und teilweise auch wegen des nicht nachhaltigen Anbaus bisweilen eine «unterirdische» Ökobilanz aufweisen. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Direkt vor unserer Haustüre (oder zumindest doch in Gehdistanz) wachsen heimische Superfoods, die eine genauso grosse Nährstoffdichte aufweisen wie die exotischen Kollegen! Es handelt sich dabei um unsere essbaren Wildkräuter, die in zahlreich und in grosser Vielfalt unsere Wiesen, Felder und Wälder besiedeln.

Viel höhere Dichte an gesunden Inhaltsstoffen
Worin unterscheiden sich unsere Wildpflanzen von den über Jahrtausenden kultivierten Getreide-, Gemüse-, und Obstarten, die sich in der Regel auf unserem Teller befinden?  Sie weisen eine viel höhere Dichte an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen auf. Im Schnitt enthalten sie etwa dreimal so viel Proteine, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente wie ihre «gezähmten» Verwandten.

In manchen Fällen sind die Unterschiede sogar noch grösser: So enthält die Hagebutte der Hundsrose 25-mal (!) mehr Vitamin C als die Zitrone, der Löwenzahn 7-mal so viel Pro-Vitamine wie die Endivie und das Gartenunkraut Vogelmiere 17-mal mehr Eisen als Rotkohl! Auch die für die Gesundheit so wertvollen Sekundären Pflanzeninhaltsstoffe (wie Phenolsäuren, Flavonoide) sind in Wildpflanzen in signifikant grösseren Mengen vorhanden.

Die Inhaltsstoffe bleiben auf der Strecke
Vor etwa 10’000 Jahren begann der Mensch systematisch Nahrungspflanzen aus Wildpflanzen zu züchten. Das geschah durch gezielte, immerwährende Selektion und Kreuzung von Pflanzen, welche grösser und ertragreicher waren als ihre Vorgänger. Dabei sind leider, vor allem auch in jüngerer Zeit, viele wertvolle Inhaltsstoffe auf der Strecke geblieben. 

Unsere Vorfahren haben sich über Jahrtausende von Wildpflanzen und Wildtieren ernährt. Erst im letzten Prozent der Menschheitsgeschichte haben wir angefangen, Pflanzen und Tiere durch Züchtung zu verändern. Deshalb ist die wilde Nahrung unserem Organismus evolutionär bestens angepasst und in der Regel gut verträglich!

Sekundäre Pflanzenstoffe – die Apotheke der Natur
Nebst den bereits erwähnten Inhaltsstoffen sollten wir den sogenannten «sekundären Pflanzenstoffen» unsere besondere Aufmerksamkeit schenken. Es handelt sich um komplexe chemische Verbindungen, von denen jede Wildpflanze mehrere Hundert, bis mehrere Tausend enthalten kann. Viele dieser Stoffe kennen wir noch gar nicht. Sekundäre Pflanzenstoffe heissen so, weil sie die Pflanze nicht für ihren primären Stoffwechsel, sondern zum Schutz gegen Schädlinge, Krankheiten, Mikroorganismen, das aggressive UV-Licht und vieles mehr brauchen. Man geht heute davon aus, dass die sekundären Pflanzenstoffe auch in unserem Organismus wirksam sind. Da unser Immunsystem dem der Pflanzen überraschend ähnlich ist, schützen diese Stoffe auch uns: Sie können antioxidativ, antimikrobiell, antikarzinogen und entzündungshemmend wirken. Ein weitere Grund, warum wir Wildpflanzen regelmässig in unseren Speiseplan aufnehmen sollten!

Und Bewegung gibt’s auch umsonst obendrauf!
Nicht nur, dass Wildkräuter gesund und umsonst sind, nein auch ihre Beschaffung hat es in sich: Man begibt sich an die frische Luft, nimmt die Natur viel detaillierter wahr, sieht und erlebt ihre Veränderungen und hat am Schluss nicht nur einen gefüllten Korb, sondern auch etwas für die Psyche und den Kreislauf gemacht.

Wie lege ich los?
Schliessen Sie sich zu Beginn einer erfahrenen Sammlerin an oder besuchen sie einer der zahlreichen Kurse, die es hier in der Umgebung gibt. Wir können diejenigen von Ursula Flammer aus Wald ZH (ursula.flammer@gmx.ch) empfehlen.  

Zur Vertiefung, und als Begleiter für die ersten selbständigen Kräuterspaziergänge, schlagen wir das Buch «Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen» und/oder die sehr gute App «Flora Incognita» vor. Auf «Kostbarenatur.net» findet man ausserdem einen ausführlichen Kräuterkalender für jeden Monat . Rezepte finden sich in Büchern und den endlosen Weiten des Web ebenfalls unzählige, vom Smoothie und Knäckebrot über Kräuter-Frischkäse, Suppen und Salate.

Wir wünschen viel Freude und «en Guete»!

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