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Im NZZ-Magazin vom 11. Juni fand ich einen Artikel, der mich gleichsam überraschte wie schockierte. Die Quintessenz des Artikels: Der Konsum von frischen Produkten bricht dramatisch ein, während industriell verarbeiteter Fertig-Food, Obst und Gemüse aus den schweizerischen Einkaufskörben verdrängt. Insbesondere sind auch vermeintlich gesunde vegane Lebensmittel, welche in verschiedenen industriellen Prozessen mit jeder Menge an Zusatzstoffen hergestellt werden auf dem Vormarsch.

Das hat mich insofern überrascht, als dass gerade in den letzten fünf Jahren aus allen Ecken die Botschaften «regional, frisch, naturbelassen» in allen erdenklichen Formen gepredigt werden. Es ist dabei nicht nur der dorfeigene Bioladen, der so spricht, sondern mittlerweile auch die Massenmedien wie Blick, 20 Minuten und gar das Privatfernsehen. Gerade diese Medien orientieren sich bekanntlich streng am Markt und publizieren das, was das Volk auch sehen, lesen und hören will. Jeder Gastronom, der sich mal ein Minimum an Punkten erkocht hat und einigermassen passabel aussieht, hat heute seine eigene Kochsendung – und das sind Hunderte! Auch da scheinen sich die Damen und Herren zumindest in einem Punkt einig zu sein: frisch, regional, saisonal und wenn möglich bio muss es sein.

Also woran genau liegt es, dass wir uns trotz alledem immer ungesunder ernähren? 37% unserer Bevölkerung essen keine oder eine Handvoll Gemüse, Salat oder Früchte – gerade mal noch 12% halten sich an die Empfehlung von fünf Portionen pro Tag!

Der Anteil sogenannter «ultra processed foods» also stark verarbeiteter Lebensmittel hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Als sogenannt stark verarbeitete Lebensmittel gelten solche, die sich so zu Hause nicht herstellen lassen; deren Herstellung spezielle Prozesse bedarf. In der Schweiz sind heute 25% aller konsumierten Lebensmittel stark verarbeitet; in unserem nördlichen Nachbarland 46% und in Grossbritannien gar 50%.

Oft sind stark verarbeite Lebensmittel gut «getarnt». Es ist nicht mehr nur Fertigpizza, Mikrowellen- und Fastfood, der in diese Kategorie fällt. Nein auch das vermeintlich gesunde Birchermüesli wird mittels komplexer Bearbeitung haltbarer gemacht – da werden Stoffe entzogen, andere hinzugefügt. Regelrechte Wölfe im Schafspelz sind allerdings viele vegane Lebensmittel, die aktuell einen regelrechten Boom erfahren. Viele Ersatzprodukte zum Beispiel für Fleisch oder Käse haben umfangreiche Zutatenlisten und werden in Prozessen hergestellt, die auch einen gestandenen Chemiker noch aus dem Gleichgewicht bringen können.

Es lohnt sich auf jeden Fall, hier ganz kritisch hinzuschauen und das Kleingedruckte auf der Packung zu lesen. Was in guter Absicht gekauft wird, ist oft alles andere als gesund.

Es stellt sich auch die Frage, wo all die ambitionierten Hobbyköchinnen und Hobbyköche bleiben, welche all die Kochsendungen anschauen, die zu allen Tages- und Nachtzeiten omnipräsent (um nicht zu sagen penetrant) unsere Fernsehkanäle fluten? Was ist denn mit all den eifrigen Facebook-Boccuses und Instagram-Caminadas, die uns Ihr Können in gestochen scharfen, professionellen Bildern auf allen Social-Media Kanälen demonstrieren?

Gemäss des oben erwähnten Artikels in der NZZ ist es leider so, dass die Kochsendungen zwar (vielleicht gar mit einem Pack Chips auf dem Sofa?) geschaut werden und die Hobbyköchinnen und -köche durchaus aktiv werden – allerdings meist nur einmal die Woche.

Liebe Blogleserinnen und Blogleser lassen Sie es uns anders machen und versuchen, täglich in der Küche zu stehen! Als leidenschaftlicher Hobbykoch kann ich Ihnen versichern, dass mit geschicktem Einkauf, guter Planung und ebensolchem Willen eine gesunde auf Frischprodukten basierende, saisonale und regionale Küche auch mit vernünftigem Aufwand machbar ist. Wer bereit ist, 20-30 Minuten zu investieren, kocht jederzeit ein gesundes 2-gängiges Menu für die ganze Familie. Das schöne dabei ist, man kommt auf andere Gedanken und je mehr Übung man hat, desto rationeller und schneller geht’s voran. Dazu noch den täglichen Apfel, der uns den Doktor fernhält und schon haben wir die fünf empfohlenen Portionen an Früchten, Salaten und Gemüsen.

En Guete!.

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