Lange warnten Mediziner und andere Gesundheitsexperten, Kaffee schädige das Herz oder entwässere den Körper. In jüngerer Zeit allerdings mehrten sich die positiven Attribute, die dem schwarzen Trank zugesprochen wurden. Höchste Zeit also für mich als Kaffeeliebhaber mich im Rahmen eines Blogbeitrages dem, Thema zu widmen.
Ich habe in den vergangenen Wochen verschiedene Metastudien (das sind Studien, welche eine Vielzahl anderer Studien auswerten) gelesen, die sich mit Kaffee und seiner Wirkung auf uns Menschen auseinandersetzen.
Ein komplexes Getränk
Kaffee ist hochkomplex und enthält bis zu 1’000 verschiedene Bestandteile, deren einzelne Wirkung auf den Menschen noch bei weitem nicht erschöpfend erforscht ist. Zudem ist noch Kaffeebohne nicht gleich Kaffeebohne: je nach Sorte, Umwelteinflüssen und Röstverfahren verändert sich die Zusammensetzung.
Der bekannteste Inhaltsstoff des Kaffees ist ohne Frage das Koffein. Koffein gehört zu den psychotropen Substanzen und ist ein anregendes Genussmittel. Eine Tasse Kaffee enthält 80 bis 120 Milligramm Koffein. Diese Dosis wirkt durchschnittlich vier Stunden. Durch die Zugabe von Milch in den Kaffee kann sich die Wirkdauer deutlich verlängern. Das Fett in der Milch verzögert die Aufnahme des Koffeins im Blut.
In den Kaffeebohnen finden sich sogenannte Kaffeeöle wie Triglyzeride und diverse Fettsäuren wie Linolsäure sowie Palmitinsäure. Die Sorte Arabica enthält mehr Lipide als Robusta-Bohnen. Die meisten Fettstoffe sind wasserunlöslich und deshalb im Filterkaffee kaum zu finden. Eine Ausnahme bildet hier allerdings der Espresso, bei dem die berühmte «Crema» aus den Lipiden entsteht.
In den Kaffeebohnen kommen ausserdem mehr als 80 verschiedene Säuren vor, die 4–12 % des Gesamtanteils der Bohne ausmachen. Die wohl wichtigste davon ist die Chlorogensäure, aber auch Apfelsäure, Zitronensäure und Essigsäure wurden nachgewiesen. Espresso enthält weniger Säure als Filterkaffee, da sie beim langen Rösten verloren geht. Daher ist Espresso verträglicher für den Magen als Filterkaffee
Etwa 4 % der Kaffeebohnen bestehen aus Mineralstoffe, die auch beim Brühen zu 90 % in den Kaffee übergehen. Den Hauptanteil hierbei hat Kalium, aber auch Kalzium, Magnesium und Phosphor finden sich in der Kaffeebohne wieder.
Die über 800 komplexen Aromastoffe stellen das eigentliche Geheimnis des Kaffee dar. Bis heute ist es nicht gelungen, ein realistisches künstliches Kaffeearoma herzustellen – kein Wunder, denn von den über 800 Aromastoffen in den Kaffeebohnen, sind bis heute über 100 noch nicht einmal genau spezifiziert, geschweige denn erforscht worden.
Hohe Konzentration von Antioxidantien
Amerikanische Wissenschaftler haben unlängst in einer Studie bewiesen, dass Kaffee überdurchschnittlich viele Antioxidantien enthält, welche im Körper «Freie Radikale» blockieren. Freie Radikale sind hoch aktive Teilchen, welche Körperzellen angreifen und dauerhaft schädigen können.
Im Kaffee sind es hauptsächlich die Chlorogensäure und die Melanoide, welche als Antioxidantien arbeiten. Und erst kürzlich konnte ein weiterer Wirkstoff im Kaffee als Antioxidant entschlüsselt werden: das N-methylpyridinium.
Natürlich ist es immer von der Sorte abhängig, wie viele Antioxidantien sich im Kaffee befinden, aber im Vergleich mit Nahrungsmitteln wie Nüssen, Gemüse oder Tee hatten Kaffeebohnen eindeutig die Nase vorn.
Geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Eine in Harvard durchgeführte Metastudie untersuchte 36 Studien, in denen insgesamt knapp 1,3 Millionen Menschen untersucht wurden. Untersucht wurde, ob ein Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht. Die Wissenschaftler kamen dabei zu dem Schluss, dass Menschen, die zwischen drei und vier Tassen Kaffee pro Tag tranken, das geringste Risiko hatten, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden. Das Risiko von Personen, die täglich durchschnittlich fünf Tassen Kaffee trinken, war dagegen etwas höher. Doch das mit Abstand größte Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, hatten Personen, die keinen Kaffee trinken
Kaffee unterstützt das Langzeitgedächtnis
Der Kaffeekonsum nach dem Lernen wirkt als Verstärker für das Langzeitgedächtnis. Das fanden Forscher um Michael Yassa von der Universität Baltimore nach einer Studie an 160 Probanden heraus, die keinen beziehungsweise wenig Kaffee tranken.
Die Forscher zeigten ihnen mehrere Gegenstände auf Bildern, die in Kategorien eingeordnet werden mussten. Anschliessend bekam eine Hälfte 200 Milligramm Koffeintabletten, die andere Placebos.
24 Stunden später bekamen die Probanden die Bilder erneut zu sehen – dieselben, völlig neue und sehr ähnliche, wobei sich die Koffein-Gruppe deutlich besser an die originalen Bilder erinnerte.
Mit Kaffee gegen die Kilos
Eine 2016 veröffentlichte Studie zeigt, dass regelmässiger Kaffeegenuss beim Abnehmen helfen und sogar dafür sorgen kann, das Gewicht auch zu halten. Im Rahmen der von Professor de Zwaan von der Universität Hannover geleiteten Studie wurden Daten von 500 Männern und Frauen ausgewertet, die über ein Jahr erfolgreich um mindestens zehn Prozent abnahmen und das Gewicht über mindestens ein Jahr halten konnten.
Dabei kommen die Kaffeetrinker besser weg – sie hatten einen geringeren Body Mass Index (BMI) und konnten ihr Gewicht langfristig besser halten als die Vergleichsgruppe. Der Kaffee soll dabei zu einem höheren Energieverbrauch führen, die Fettverbrennung unterstützen und damit das Abnehmen erleichtern.
Positive Effekte bei Krebs, Parkinson und Alzheimer Erkrankungen?
Ein möglicher Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und verschiedenen Krebsleiden wurde in mehreren Metastudien analysiert. Eine Metastudie des schwedischen Karolinska Instituts befasste sich dabei mit dem Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Leberkrebs. In die Metastudie flossen die Daten aus neun Studien mit insgesamt 245.000 Menschen ein. Es zeigte sich, dass Menschen, die täglich durchschnittlich zwei Tassen Kaffee trinken, ein um 43% geringeres Risiko haben, an Leberkrebs zu erkranken.
Eine 2013 im Fachmagazin Geriatrics and Gerontology erschienene Metastudie analysierte 13 Studien mit insgesamt 901.000 Menschen, in denen der Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Parkinsonrisiko untersucht wurde. Dabei zeigte sich, dass Menschen, die täglich durchschnittlich drei Tassen Kaffee trinken, das geringste Risiko haben, an Parkinson zu erkranken.
Eine finnische Metastudie aus dem Jahr 2010 untersuchte den Zusammenhang von Kaffeekonsum und dem Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Die Wissenschaftler kamen nach Analyse von 5 Studien zu dem Ergebnis, dass ein täglicher Kaffeekonsum zwischen drei und fünf Tassen Kaffee, das Risiko, im hohen Alter an Alzheimer zu erkranken, um 65% reduziert.
Ich habe den obigen Untertitel bewusst mit einem Fragezeichen versehen, denn hier muss man insofern kritisch sein, als dass es sich bei den meisten der analysierten Studien um sogenannte Korrelationsstudien handelt. Das heisst die Studien stellen zwar eine statistisch signifikante Korrelation zwischen zwei Merkmalen fest – den endgültigen Beweis für einen direkten Wirkungszusammenhang können diese Studien allerdings nicht erbringen.
Nichtsdestotrotz zeigt die angestellte Auslegeordnung, dass man ohne schlechtes Gewissen Kaffee trinken darf und soll und die positiven Effekte mit Sicherheit überwiegen.
Also ab auf einen gepflegten Espresso!