Der zweite, vom Bundesrat verordnete (partielle) Lockdown dauert nun fast zwei Monate. Allerdings ist einiges anders als beim ersten Lockdown im vergangenen Frühling: Der Lockdown begrub auch die Feiertage und fällt diesmal in die kalte und eher dunkle Jahreszeit. Die Konsequenz daraus: Immer mehr Menschen quer durch alle Altersklassen haben mit psychischen Problemen zu kämpfen. Sie sind einsam, verunsichert und es fehlen Perspektiven. Das soziale Netzwerk funktioniert nicht mehr.
Es besteht die Gefahr, dass man in eine Abwärtsspirale gerät und aufgrund der gedrückten Stimmung noch weniger unternimmt, sich noch weniger bewegt und nicht mehr an die frische Luft geht. Zu diesem Thema hat Natina Schregenberger (Sportärztin in der Stadt Zürich und Mutter zweier Töchter) in der NZZ am Sonntag vom 24. Januar 2021 einen Artikel mit dem Titel «Stimmung aufhellen mit täglicher Bewegung» geschrieben, den wir Ihnen nicht vorenthalten möchten:
«Die Momentane Situation fordert uns alle in vielschichtiger Weise. Nebst mentaler Belastung sind sportliche Aktivitäten erschwert bis verunmöglicht – und dies auf unbestimmte Zeit. Diese Aktivitäten sind für viele Menschen im Alltag bewusst oder unbewusst Stimmungsaufheller, Ausgleich zum Arbeitsalltag oder funktionieren als zentraler Ort des sozialen Austausches. Teils realisiert man dies erst dann, wenn es nicht mehr möglich ist. In meiner Praxistätigkeit sehe ich zurzeit viele normalerweise sportlich aktive Frauen und Männer mit Motivationsschwierigkeiten bis hin zu gedämpfter Gemütslage, Tendenz steigend. Oft getrauen sie sich kaum, dies anzusprechen, weil sie finden, Sporttreiben sei momentan gesellschaftlich gesehen kein vordergründiges Problem.
Auch draussen kann man sich sportlich bewegen, das stimmt. Durch das winterliche Wetter und die saisonal bedingte Dunkelheit wird aber oft der innere Antrieb zusätzlich gebremst. Man muss aufpassen, nicht in eine Negativspirale zu geraten mit schleichender Dekonditionierung und Unzufriedenheit.
Vielleicht müssen wir Sport momentan neu definieren. Regelmässige Bewegung jeglicher Art ist erwiesenermassen stimmungsaufhellend und längerfristig gut für das psychische Befinden. Rappeln Sie sich also auf, und stellen Sie einen täglichen Bewegungsplan für sich zusammen. Tägliches zügiges Spazieren oder je nach Lust auch Joggen bei Tageslicht an der frischen Luft, egal bei welchem Wetter, wäre ein Anfang. Springseilen, Tanzen zu Musik, Dehnen, Yoga, Pilates, Körpereigengewichtsübungen und vieles mehr – all dies lässt sich prima zu Hause machen. Wer es gern technischer mag: Das Internet ist voll mit qualitativ ansprechenden Anleitungen, und es gibt interaktive Apps für Indoor Sport daheim. Wem Wettkampf und Vergleich fehlen: Virtuelle Wettkämpfe und Herausforderungen in interaktiven Gruppen können ein bisschen kompetitives Gefühl aufkommen lassen.
Auf jeden Fall sollten zurzeit die Regelmässigkeit und auch Experimentierfreudigkeit mit neuen Bewegungsformen und Trainingsinhalten das Ziel sein, ganz egal auf welchem Level. Sich täglich zur Bewegung aufraffen, auch einmal etwas Neues ausprobieren und einfach dranbleiben bringt positive Körperstimmung und hilft gegen die Negativspirale.»
Also liebe Blog-Leserinnen und Blog-Leser halten Sie durch. Wir werden lernen, mit Covid zu leben! Bis dahin bewegen Sie sich genug, treiben Sie Sport, gehen Sie bei jedem Wetter nach draussen. Sie brauchen sich dafür nicht unbedingt einen Hund zu kaufen – die Nachbarn geben Ihnen den Ihren sicherlich mal mit auf den Weg. Und sollten sie jemanden kennen, von dem Sie wissen, dass diese Person allein ist, geben Sie sich einen Ruck und laden Sie diese Person auf einen Spaziergang ein!