Ein Viertel aller Infizierten betroffen
Aktuelle Studien zeigen einheitlich, dass rund 25% der Sars-CoV-2-Infizierten auch Monate nach der Infektion noch Folge-Beschwerden haben. Sie leiden an «Long Covid», respektive am «Post-Covid-Syndrom» oder neuerdings PASC (post-acute sequelae of Sars-CoV-2 infection). Die USA haben im Februar das «Go» zu einer Studie mit über 40’000 Teilnehmern und einem Budget von über einer Milliarde Dollar gegeben. Ein klares Zeichen dafür, dass es sich hier um ein Thema von strategischer Bedeutung handelt.
Eine unter der Leitung von Milo Puhan (Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich) durchgeführte Studie gehört weltweit zu den wenigen verfügbaren Untersuchungen, die nicht nur hospitalisierte Betroffene, sondern auch sogenannte «leichtere Fälle» berücksichtigt.
Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Depressionssymptome
Jeder Vierte Studien-Teilnehmer gibt darin an, sich auch nach sechs bis acht Monaten noch nicht vollständig von seiner Infektion erholt zu haben. 80 Prozent von diesen Betroffenen berichteten zusätzlich von Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Depressionssymptomen. In vielen Fällen traten mehrere Beschwerden gleichzeitig auf. Puhan meint, dass insgesamt 2-3% aller Infizierten gar «gravierende medizinische Langzeitprobleme» haben.
In der betreffenden Studie gab fast die Hälfte der Teilnehmer an, mindestens einen zusätzlichen Kontakt mit dem Gesundheitssystem im Zusammenhang mit Covid-19 gehabt zu haben. Dazu gehörten Besuche beim Hausarzt und Anrufe bei einer medizinischen Hotline. 10 Prozent derjenigen, die ins Spital mussten, wurden später mindestens einmal wegen anhaltender Symptome oder Komplikationen rehospitalisiert. Bei rund jedem Zwanzigsten diagnostizierte ein Arzt später eine Erkrankung, die mit Covid-19 zusammenhing. Diese betraf insbesondere die Atmung, das Herz-Kreislauf-System, das Gehirn oder die Haut.
Interessant ist auch, dass auch Menschen, welche eine Sars-CoV-2-Infektion ohne jegliche Symptome hatten, vom Post-Covid-Syndrom betroffen sind.
Vermehrt Patienten mit Post-Covid-Syndrom in der Aktiv Physio
Auch in unseren beiden Praxen machen sich die Langzeitfolgen von Covid 19 bemerkbar. Vermehrt schicken uns Hausärzte und Spitäler entsprechend Patienten zur Physiotherapie oder zur Medizinischen Trainingstherapie.
Symptome in unterschiedlicher Ausprägung
Die Patienten klagen über folgende Symptome, die in unterschiedlichen Kombinationen und Ausprägungen auftreten:
- Auffälliger Leistungsabfall im Verlauf des Tages.
- Plötzlich auftretende Atemnot unter Belastung.
- Müdigkeit; stark erhöhtes Ruhe- und Schlafbedürfnis.
- Muskuläre Schwäche; allgemeine Dekonditionierung, die selbst bei geringen Belastungen auftritt.
In der Folge werden Tätigkeiten, die vor der Erkrankung problemlos möglich waren, zu einer Herausforderung und führt nicht selten auch zu psychischen Belastungen, wie Unsicherheit, Depressionen bis hin zu Angst vor Belastung.
Rolle der Physiotherapie in der Behandlung von Post-Covid-Syndrom
Laut einer Britischen Konsensstudie (The Stanford Hall consensus statement for post-Covid-19 rehabilitation) werden die besten Resultate erzielt, wenn die Patienten innerhalb eines Monats nach der Akutphase mit der Rehabilitation starten. Einem rechtzeitigen Handeln kommt somit zentrale Bedeutung zu.
In der Physiotherapie sollen die Betroffenen ihre jeweiligen neuen Belastungsgrenzen kennen- und respektieren lernen. Überlastungen sind kontraproduktiv und behindern den Genesungsprozess. In einem ersten Schritt erfolgt eine ausführliche Anamnese und die Belastungsgrenzen (Kraft, Ausdauer) des Patienten werden ermittelt. Es ist wichtig, bekannte Problembereiche der Patienten, die bereits vor der Erkrankung existierten, zu erfassen und die Therapie so zu gestalten, dass durch die Behandlungen keine zusätzlichen Beschwerden entstehen.
Die Behandlung zielt primär dahin, das Vertrauen in den eigenen Körper wieder zu erlangen und mit einer allfälligen Atemnot umgehen zu können.
In der Medizinischen Trainingstherapie legen wir den Focus auf die Bewältigung der Anforderungen des Alltages. Dazu werden Kraft und Ausdauer gleichsam trainiert – eine Steigerung der Belastung erfolgt moderat. Nebst unserer Infrastruktur erstellen wir auch Heimprogramme für unsere Patienten auf unserer Technogym Trainings-App und integrieren Outdooraktivitäten in unsere Behandlungskonzepte.
Nicht ohne Arzt!
Falls Sie an einem Post-Covid-Syndrom leiden, suchen Sie Ihren Arzt auf! Ignorieren Sie die Beschwerden nicht und führen Sie auch keinesfalls hochintensive Trainings/Belastungen auf eigene Faust aus (gerade Sportler und Menschen mit einem aktiven Lebensstil sind hier gefährdet).
Für allfällige Fragen zur Thematik stehen wir selbstverständlich gerne zur Verfügung.