Darmflora und Gesundheit
In unserem letzten Blogbeitrag haben wir über die Mikrobiota in unserem Darm und den direkten Zusammenhang zwischen deren Beschaffenheit und unserer Gesundheit berichtet. In jüngster Zeit wurde sehr viel zu diesem Thema geforscht und wir sind um viele wichtige Erkenntnisse reicher, was die Bedeutung der Darmflora für unsere Gesundheit (…oder Krankheit) anbelangt.
Wir haben auf den Blog nun einige Reaktionen gehabt, was uns veranlasst hat diesen Blog dem Thema «Darmsanierung» zu widmen. Den Darm zu «sanieren», bedeutet Mängel und Schäden an seiner Flora zu beheben. Darmsanierung ist auch zu einem populären Begriff geworden du eine ganze Industrie lebt davon, den Menschen teure Mittelchen und Pülverchen zu verkaufen, welche angeblich den Darm in Form bringen sollen. Falls Sie in diesem Zusammenhang das Wort «Entschlackung» lesen oder hören sollten Sie besonders vorsichtig sein, denn Schlacke ist noch in keinem Darm gefunden worden.
Was versteht man unter «Darmsanierung»?
Den Darm sanieren bedeutet also die Zusammensetzung der Mikrobiota im Darm nach einem Schaden wieder zu optimieren. Solche Schäden treten zum Beispiel nach der Einnahme von Antibiotika oder ähnlich wirkenden Medikamenten oder aufgrund von falscher Ernährung auf.
Für viele beinhaltet eine Darmsanierung zunächst eine Darmentleerung. Allerdings zweifeln Expertinnen den Nutzen einer solchen Darmentleerung an, denn die Darmflora erneuert sich sowieso alle sieben Tage. Wichtig ist also immer, was wir essen. Wenn wir pflanzenbasiert und ballaststoffreich essen, regeneriert der Darm nach einigen Tagen automatisch – soweit die good News! Eine «Crash-Sanierung» oft eben auch unter Zuhilfenahme von Wundermittelchen bringt demnach wenig.
Um die Darmflora zu sanieren und nachhaltig in Form zu halten, braucht es eine entsprechende Ernährung. Die Priorität liegt auf pflanzlichen und ballaststoffreichen Lebensmitteln. Denn sie bringen die Darmflora wieder ins Gleichgewicht.
Probiotika und Präbiotika
Im Zusammenhang mit Darmsanierung tauchen immer wieder die Begriffe Probiotika und Präbiotika auf. Probiotika sind gesundheitsfördernde Mikroorganismen, wie zum Beispiel Milchsäure-Bakterien. Sie sind «erwünschte Bakterien».
Bei den Präbiotika handelt es sich um Ballaststoffe, die diesen «guten Bakterien» zur Vermehrung verhelfen. Zu ihnen gehört beispielsweise der Pflanzeninhaltsstoff Inulin. Grundsätzlich ist jedes pflanzliche Lebensmittel präbiotisch. Die Inhaltsstoffe von Pro- oder Präbiotika werden zwar in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln angepriesen und in Apotheken als Kapsel oder Pulver teuer verkauft, sind aber – sofern man sich richtig ernährt – unnötig.
Supplementierung von L-Glutamin
Anders als bei den Pro- und Präbiotika kann es im Rahmen einer Darmsanierung – vor allem in der ersten Phase – Sinn machen, die Aminosäure L-Glutamin zu supplementieren. Klinische Studien zeigen hier positive Resultate.
Der Darm muss Nährstoffe aufnehmen, aber auch viele belastende Substanzen und Mikroben abwehren können. Glutamin spielt hierbei eine wichtige Rolle, da es die Darmbarriere verstärkt. Glutamin ist ebenso wichtig für die kontinuierliche Rekonstruktion schnell teilender Zellen des Darmepithels, insbesondere des Dünndarms. Diese Zellen regenerieren sich vollständig alle drei bis vier Tage. Wie gross die Bedeutung von Glutamin für das Darmepithel ist, zeigt die Tatsache, dass 40% des gesamten Glutaminverbrauchs des Menschen im Darm stattfindet.
Ein Glutaminmangel kann nicht nur zu einer verringerten Absorption von Nährstoffen führen, sondern auch zu einer erhöhten Durchlässigkeit des Darmepithels. Die Einnahme von zusätzlichem Glutamin kann der Entwicklung von Darmkrebs und Krankheitsbildern wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa vorbeugen. So zeigt zum Beispiel eine aktuelle Studie mit Versuchstieren mit Colitis, dass eine Supplementierung mit Glutamin die Bildung von Narbengewebe verhindert. Narbengewebe ist eine unumkehrbare Folge von Darmentzündungen und kann zu Verengungen und Funktionsverlust des Darms führen.
Fazit und Empfehlung
Den besten Effekt für den Aufbau der Darmflora erzielt man durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Während eine Supplementierung von L-Glutamin in vielen Fällen Sinn macht, soll die Darmsanierung durch eine Fokussierung auf die Einnahme von stark pro- und präbiotischen Lebensmitteln erfolgen. Im Normalfall etwa dauert diese Phase, in welcher die Darmflora komplett erneuert wird, etwa 1-2 Wochen lang. Auch nach dieser Phase soll die Ernährung vielseitig, naturbelassen und reich Prä- und Probiotika sein. Schmerzfreie Blähungen können nach einer Umstellung auf eine ballaststoffreichere Ernährung normal und zeigen eine gesunde Darmflora-Aktivität an. Wichtig ist, dass die Umstellung schrittweise erfolgt – der Darm benötigt Zeit, um sich daran zu gewöhnen.
Lebensmittel, die reich an Präbiotika sind.
- Chicorée
- Topinambur
- Lauch
- Zwiebeln
- Knoblauch
- Schwarzwurzeln
- Artischocken
- Äpfel
- Bananen, Mango, Papaya
- Leinsamen und Flohsamen
Lebensmittel, die reich an Probiotika sind
- Jogurt
- Kefir
- Sauerkraut
- Miso-Suppe
- Kombucha (fermentierter Tee)
- Käse
- Apfelessig
- Tempeh
- Kimchi (bestehend aus fermentiertem Chinakohl)
Eine Darmsanierung nach der oben beschriebenen Vorgehensweise ist dann angezeigt, wenn Sie beispielsweise eine Antibiotika-Kur hinter sich haben oder generell Ihrem Darm etwas Gutes tun wollen. Liegen weitere, komplexere Diagnosen vor, wie beispielsweise MS, Parkinson oder Ähnliches, ist eine genauere Analyse vonnöten.
Für weitere Fragen zum Thema stehen wir Ihnen, liebe Blog-Leserinnen und -Leser gerne zur Verfügung.
Hier gehts zum letzten Blogbeitrag: Der Mensch als Superorganismus.