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Biokinematik Der Körper und die Gesetze der Mechanik.

Was heisst Biokinematik?
Die Kinematik ist ein Gebiet der Mechanik, das die Bewegung von Körpern rein geometrisch beschreibt und dabei auf die Grössen Zeit, Ort, Geschwindigkeit und Beschleunigung abstützt. In der Physik wird die Kinematik deshalb auch als «Bewegungslehre» bezeichnet. «Biokinematik» ist demzufolge ein Begriff aus der Bewegungswissenschaft, der in der Biologie, Sportwissenschaft und Sportmedizin sowie in der Veterinär- und Humanmedizin Anwendung findet. Dabei wird die Lehre von den bewegten Körpern (Kinematik) aus der Mechanik auf lebende Objekte angewandt.

Wo setzt die Biokinematik an?
Die Biokinematik gründet auf der Erkenntnis, dass chronische Schmerzen, wie beispielsweise bei Arthrose oder einem Bandscheibenvorfall, durch krankhafte Veränderungen des Bewegungsapparats entstehen. Die Auslöser solcher Veränderungen können vielfältiger Natur sein. Meist sind es andauernde einseitige Belastungen (Beruf, Hobby), ein bewegungsarmer Lebensstil, Verletzungen und Unfälle, welche chronische Schmerzen hervorrufen.

Durch die Erkenntnisse der Biokinematik ist es möglich, chronische Schmerzen oft ohne Operationen und Medikamente erfolgreich zu therapieren. In der Biokinematik werden verschiedene Techniken zur Behandlung des Bindegewebes und der Muskulatur angewendet. Ziel ist es, die Muskulatur wieder in ihren ursprünglichen, gesunden Zustand zu versetzen. Dadurch kann sich der Körper wieder in seinen natürlichen Bewegungsbahnen fortbewegen und die Schmerzen gehen zurück.

Die Bewegungseinheit im Fokus
Bewegung im menschlichen Körper beruht auf dem komplexen Zusammenspiel von Knochen, Gelenken, Muskeln und Bändern. Bricht man den Bewegungsapparat auf sein kleinstes Gefüge herunter, so betrachtet man die biokinematische Bewegungseinheit. Diese besteht mindestens aus zwei Knochen die gemeinsam in ein Gelenk münden, einem Band und einem Muskel für die Hin- sowie einem zweiten Muskel für die Rückbewegung.

Knochen, Bänder und Gelenke sind die passiven Strukturen in diesem Gefüge. Sie übertragen die Druck- und Zugkräfte, die bei Bewegungen entstehen. Der Muskel ist der variable Teil, der die Bewegung durchführt und sich dabei in seiner geometrischen Form verändert, wenn er sich verkürzt. Als arbeitendes Element ist der Muskel störanfällig. Als Bestandteil der biokinematischen Bewegungseinheit wirken sich Störungen im Muskel auf Knochen, Bänder und Gelenke aus.

Therapieansatz der Biokinematik – Ursache suchen, lernen, verändern!
Zu Beginn der Therapie steht die Suche nach der Ursache des Problems. Sie erfolgt durch die Beobachtung von Bewegungsabläufen und Bestimmung der Beweglichkeit sowie manuelle Untersuchungen am Patienten. So werden die funktionellen Zusammenhänge gefunden, die Ursachenkette und die Basis zur Festlegung der notwendigen Therapieschritte gelegt.

Die Therapie nach dem Ansatz der Biokinematik greift gezielt in das Regulationssystem der Muskulatur ein. Hierbei wird dem Muskel der Impuls gegeben, sich effektiv umzustrukturieren und zu seinen natürlichen Zustand zurückzufinden. In der praktischen Therapie geschieht das im Wesentlichen auf zwei Arten: Es gibt einmal die Möglichkeit, lokal Störungen/Spannungen direkt an Mechanorezeptoren anzugehen. Durch eine spezifische manuelle Drucktechnik kann der Mechanorezeptor stimuliert werden, dadurch reguliert die Faser ihren Regelkreis neu, gibt Spannung nach und eine Beweglichkeitsänderung tritt ein.

Eine weitere und eigentlich zentrale Möglichkeit ist das «Umtrainieren» des Körpers, d.h. ein Beweglichkeitstraining. Das geht nur durch Eigenaktivität. Mit passiven Massnahmen, wie dem früher stark propagierten passiven Dehnen, ändert sich ein Muskel, bzw. seine Bewegungsbahn nicht. 

Mit spezifischen Übungen wird die «Umregulierung» des Muskels stimuliert, durch die aktiven Impulse ein Längenwachstum eingeleitet und somit die Bewegungsmechanik korrigiert. Der Patient lernt über eine verbesserte Selbstwahrnehmung und ein verbessertes Körpergefühl, Probleme zu spüren, Übungen richtig auszuführen und seinen Körper wieder «korrekt» einzusetzen.

Wann werden Lösungsansätze aus der Biokinematik angewendet?

Die Therapie nach biokinematischen Ansätzen wird von speziell ausgebildeten Physiotherapeuten ausgeführt, wenn entsprechende Störungen im Bewegungsapparat vorliegen oder im Hobby- und Leistungssport nach Optimierungspotential gesucht wird.

Dies geschieht einerseits im Rahmen ärztlich verordneter und von den Krankenkassen bezahlter Physio- und Trainingstherapie, kann aber selbstverständlich auch von Privatzahlern gebucht werden.

 

 

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