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Aktuell ist wieder Grippe- und Erkältungszeit. Die Terminabsagen wegen Krankheit haben bei uns ihren jährlichen Höhepunkt erreicht. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, laufende Nasen, Halsschmerzen und Husten sind omnipräsent. Darf man in dieser Verfassung Sport machen oder besteht ein Risiko, sich gleich eine Herzmuskelentzündung zuzuziehen? Wann darf man nach einem Infekt mit Fieber wieder mit Sport beginnen? Solche Fragen werden uns derzeit wieder häufig gestellt.

Darf man trotz Erkältung Sport treiben?
Die typischen Symptome einer Erkältung sind Husten, Halskratzen und Schnupfen, die sich meist allmählich entwickeln. In der Regel verschwinden die Symptome nach ein bis zwei Wochen ganz von allein. Im Gegensatz dazu tritt eine Grippe meist abrupt auf. Die typischen Symptome sind dann Schüttelfrost, Fieber sowie Muskel- und Gliederschmerzen.

Da die Symptome einer Erkältung wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen meist milder sind und der körperliche Zustand im Vergleich zu einer Grippe nicht so geschwächt erscheint, denken viele Menschen, dass Sport treiben bei einer leichten Erkältung in Ordnung ginge. Doch das trügt!

Um die Viren während einer Erkältung zu bekämpfen, benötigt das Immunsystem viel Energie. Wenn man nun trotz Erkältungssymptomen Sport treibt, beansprucht man das eigene Immunsystem zusätzlich. Durch die hohe Belastung beim Sport hat das Immunsystem zu wenig Energie für die Virusabwehr übrig. Dadurch verlängert und erschwert sich der Krankheitsverlauf bei einer Erkältung unnötig. Oft werden dann zum Beispiel die Bronchien und Nasennebenhöhlen zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen. Zudem können sich Viren oder Bakterien durch die geringe Gegenwehr des Immunsystems weiter im Körper ausbreiten und im schlimmsten Fall noch zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) führen. Diese bleibt oftmals lange unerkannt, bis es zu einer Herzschwäche kommt. Eine Herzmuskelentzündung kann man an folgenden Symptomen erkennen: Atemnot, Brustenge, vermehrtes Herzklopfen, Schwindel oder Ohnmacht sowie Wassereinlagerungen in den Beinen.

Wann darf mach sich bewegen, wann trainieren?
Hören Sie auf Ihr Körpergefühl und achten Sie auf die Symptome. Wenn nur die Nase läuft und Sie sich ohne Medikamente gesund fühlen, spricht nichts gegen ein moderates Training mit geringer körperlicher Belastung. Hier bietet sich zum Beispiel Wandern oder entspanntes Fahrradfahren an der frischen Luft an. Falls Sie sich trotz fehlender Symptome unwohl fühlen, sollten Sie sich lieber schonen und körperliche Anstrengung vermeiden. Auch bei Halsschmerzen und Husten sollten Sie das Training einstellen. Bei Fieber ist Sport absolut tabu – und zwar in jeglicher Form!

Kann man durch Sport eine Erkältung ausschwitzen?
Dass man eine Erkältung «ausschwitzen» kann, ist ein Mythos, der sich leider hartnäckig hält. Bei Fieber können die Viren nicht einfach aus dem Körper geschwitzt und abtransportiert werden. Was stimmt ist, dass die Bettwärme den Kreislauf anregt und zu einer besseren Durchblutung der Schleimhäute führt, womit das Immunsystem die Erkältung besser bekämpfen kann. Die erhöhte Temperatur führt zu einer vermehrten Antikörper-Produktion, die die Genesung begünstigt. Doch zu viel Wärme, wie sie etwa durch Sport entsteht, belastet den Körper nur zusätzlich. Somit gehört auch die Sauna bei Fieber zu den verbotenen Zonen!

Wann und Wie kann ich wieder mit Sport beginnen?
In den ersten Tagen der Erkrankung mit akuten Symptomen sind eine absolute Sportpause, viel Schlaf und genügend Flüssigkeitsaufnahme das Wichtigste.

Generell gilt: Je stärker der Infekt, desto länger sollte die Pause sein, bevor es mit dem Trainieren weitergeht. Wichtig ist, dass Sie frei von Medikamenten sind, keine Erkältungssymptome mehr aufweisen und auf Ihren Körper hören. Fühlen Sie sich noch energielos und schlapp oder haben Sie noch einen erhöhten Ruhepuls, sollten Sie unbedingt noch mit Sport und intensivem Training warten.

Faustregel: Nach einem grippalen Infekt mit Fieber über 38°C ist eine Pause von etwa zwei Wochen zu empfehlen, bevor Sie wieder mit dem Sporttreiben beginnen.

Sind die Beschwerden/Symptome weg und es besteht wieder eine gute Leistungsfähigkeit im Alltag (z.B. beim Treppensteigen, ohne dass man ausser Atem kommt), kann man wieder mit lockerem Training beginnen und dieses – je nachdem wie man sich fühlt – über ein bis zwei Wochen steigern. Dabei muss man immer auf den eigenen Körper achten und kontrolliert den Puls regelmässig.

Achtung: Wurde eine Myokarditis oder eine andere Beteiligung des Herzes festgestellt, muss mindestens drei Monate pausiert werden. Es sollte erst nach der Freigabe durch den Kardiologen wieder mit dem Training begonnen werden.

Falls Sie unsicher sind, ob Sie das Training wieder aufnehmen können, fragen Sie dazu vorab Ihren Arzt oder Ihre Ärztin.

 

Weiterführende Literatur/Quellen:

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