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Das 1×1 der Darmsanierung

Das 1×1 der Darmsanierung

Darmflora und Gesundheit
In unserem letzten Blogbeitrag haben wir über die Mikrobiota in unserem Darm und den direkten Zusammenhang zwischen deren Beschaffenheit und unserer Gesundheit berichtet. In jüngster Zeit wurde sehr viel zu diesem Thema geforscht und wir sind um viele wichtige Erkenntnisse reicher, was die Bedeutung der Darmflora für unsere Gesundheit (…oder Krankheit) anbelangt.

Wir haben auf den Blog nun einige Reaktionen gehabt, was uns veranlasst hat diesen Blog dem Thema «Darmsanierung» zu widmen. Den Darm zu «sanieren», bedeutet Mängel und Schäden an seiner Flora zu beheben. Darmsanierung ist auch zu einem populären Begriff geworden du eine ganze Industrie lebt davon, den Menschen teure Mittelchen und Pülverchen zu verkaufen, welche angeblich den Darm in Form bringen sollen. Falls Sie in diesem Zusammenhang das Wort «Entschlackung» lesen oder hören sollten Sie besonders vorsichtig sein, denn Schlacke ist noch in keinem Darm gefunden worden.

Was versteht man unter «Darmsanierung»?
Den Darm sanieren bedeutet also die Zusammensetzung der Mikrobiota im Darm nach einem Schaden wieder zu optimieren. Solche Schäden treten zum Beispiel nach der Einnahme von Antibiotika oder ähnlich wirkenden Medikamenten oder aufgrund von falscher Ernährung auf.

Für viele beinhaltet eine Darmsanierung zunächst eine Darmentleerung. Allerdings zweifeln Expertinnen den Nutzen einer solchen Darmentleerung an, denn die Darmflora erneuert sich sowieso alle sieben Tage. Wichtig ist also immer, was wir essen. Wenn wir pflanzenbasiert und ballaststoffreich essen, regeneriert der Darm nach einigen Tagen automatisch – soweit die good News! Eine «Crash-Sanierung» oft eben auch unter Zuhilfenahme von Wundermittelchen bringt demnach wenig.

Um die Darmflora zu sanieren und nachhaltig in Form zu halten, braucht es eine entsprechende Ernährung. Die Priorität liegt auf pflanzlichen und ballaststoffreichen Lebensmitteln. Denn sie bringen die Darmflora wieder ins Gleichgewicht.

Probiotika und Präbiotika
Im Zusammenhang mit Darmsanierung tauchen immer wieder die Begriffe Probiotika und Präbiotika auf. Probiotika sind gesundheitsfördernde Mikroorganismen, wie zum Beispiel Milchsäure-Bakterien. Sie sind «erwünschte Bakterien».

Bei den Präbiotika handelt es sich um Ballaststoffe, die diesen «guten Bakterien» zur Vermehrung verhelfen. Zu ihnen gehört beispielsweise der Pflanzeninhaltsstoff Inulin. Grundsätzlich ist jedes pflanzliche Lebensmittel präbiotisch. Die Inhaltsstoffe von Pro- oder Präbiotika werden zwar in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln angepriesen und in Apotheken als Kapsel oder Pulver teuer verkauft, sind aber – sofern man sich richtig ernährt – unnötig.

Supplementierung von L-Glutamin
Anders als bei den Pro- und Präbiotika kann es im Rahmen einer Darmsanierung – vor allem in der ersten Phase – Sinn machen, die Aminosäure L-Glutamin zu supplementieren. Klinische Studien zeigen hier positive Resultate.

Der Darm muss Nährstoffe aufnehmen, aber auch viele belastende Substanzen und Mikroben abwehren können. Glutamin spielt hierbei eine wichtige Rolle, da es die Darmbarriere verstärkt. Glutamin ist ebenso wichtig für die kontinuierliche Rekonstruktion schnell teilender Zellen des Darmepithels, insbesondere des Dünndarms. Diese Zellen regenerieren sich vollständig alle drei bis vier Tage. Wie gross die Bedeutung von Glutamin für das Darmepithel ist, zeigt die Tatsache, dass 40% des gesamten Glutaminverbrauchs des Menschen im Darm stattfindet.

Ein Glutaminmangel kann nicht nur zu einer verringerten Absorption von Nährstoffen führen, sondern auch zu einer erhöhten Durchlässigkeit des Darmepithels. Die Einnahme von zusätzlichem Glutamin kann der Entwicklung von Darmkrebs und Krankheitsbildern wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa vorbeugen. So zeigt zum Beispiel eine aktuelle Studie mit Versuchstieren mit Colitis, dass eine Supplementierung mit Glutamin die Bildung von Narbengewebe verhindert. Narbengewebe ist eine unumkehrbare Folge von Darmentzündungen und kann zu Verengungen und Funktionsverlust des Darms führen.

Fazit und Empfehlung
Den besten Effekt für den Aufbau der Darmflora erzielt man durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Während eine Supplementierung von L-Glutamin in vielen Fällen Sinn macht, soll die Darmsanierung durch eine Fokussierung auf die Einnahme von stark pro- und präbiotischen Lebensmitteln erfolgen. Im Normalfall etwa dauert diese Phase, in welcher die Darmflora komplett erneuert wird, etwa 1-2 Wochen lang. Auch nach dieser Phase soll die Ernährung vielseitig, naturbelassen und reich Prä- und Probiotika sein. Schmerzfreie Blähungen können nach einer Umstellung auf eine ballaststoffreichere Ernährung normal und zeigen eine gesunde Darmflora-Aktivität an. Wichtig ist, dass die Umstellung schrittweise erfolgt – der Darm benötigt Zeit, um sich daran zu gewöhnen.

Lebensmittel, die reich an Präbiotika sind.

  • Chicorée
  • Topinambur
  • Lauch
  • Zwiebeln
  • Knoblauch
  • Schwarzwurzeln
  • Artischocken
  • Äpfel
  • Bananen, Mango, Papaya
  • Leinsamen und Flohsamen

Lebensmittel, die reich an Probiotika sind

  • Jogurt
  • Kefir
  • Sauerkraut
  • Miso-Suppe
  • Kombucha (fermentierter Tee)
  • Käse
  • Apfelessig
  • Tempeh
  • Kimchi (bestehend aus fermentiertem Chinakohl)

Eine Darmsanierung nach der oben beschriebenen Vorgehensweise ist dann angezeigt, wenn Sie beispielsweise eine Antibiotika-Kur hinter sich haben oder generell Ihrem Darm etwas Gutes tun wollen. Liegen weitere, komplexere Diagnosen vor, wie beispielsweise MS, Parkinson oder Ähnliches, ist eine genauere Analyse vonnöten.
Für weitere Fragen zum Thema stehen wir Ihnen, liebe Blog-Leserinnen und -Leser gerne zur Verfügung.

Hier gehts zum letzten Blogbeitrag: Der Mensch als Superorganismus.

Meine Geliebte aus dem südlichen Nachbarland…

Meine Geliebte aus dem südlichen Nachbarland…

 

Nein, sie heisst weder Francesca noch hat sie den lasziven Blick von Sophia Loren. Vielmehr fasziniert sie mich durch ihre Vielfältigkeit: Manchmal ist sie rau, manchmal zart, manchmal fein, manchmal gröber in ihrer Form. Sie kleidet sich gekonnt und abwechslungsreich und das Verlangen nach ihr ist auch in meinem zarten Alter von mittlerweile 55 Jahren ungebrochen.

Ich spreche vom einfachsten aller Gerichte, der Pasta. Im wohlhabenden Norden aus Weichweizen und Eiern – im ärmeren Süden aus Hartweizen und Wasser bereitet. That’s it, basta – mehr braucht es nicht! Schon von Kindsbeinen an war ich ein grosser Liebhaber von Teigwaren (wie man damals noch sagte) aller Art. So sehr, dass ich des Öfteren vergass Salat, Gemüse und im schlimmsten Fall gar Fleisch zu essen. Nur Sauce oder Reibkäse musste ich dazu haben – dann war mein Glück jeweils gross.

Seit meiner ersten Reise ins südliche Nachbarland weiss ich, dass Teigwaren Pasta heisst, von Region zu Region unterschiedlich aussieht, mit ebensolchen Sugi nach strengen Regeln gepaart wird und frisch zubereitet um Faktoren besser schmeckt, als unsere luftdicht verschweisste, getrocknete Industrieware aus dem Supermarkt.

Mit dem Kauf meiner ersten Küchenmaschine fanden auch eine Pastawalze und Aufsätze zum Schneiden von Tagliatelle und Taglierini den Weg in meine Küche. Die ersten Resultate zeigten bereits, dass man weder über Raketentechnologie noch über sonderlich viel Erfahrung zu verfügen braucht, um mit «homemade» Pasta die Produkte aus dem Grossverteiler zu schlagen.

So richtig den «Ärmel reingenommen» hat es mir allerdings, als ich mein erstes Kochbuch von Claudio del Principe (a casa) als Geschenk erhielt. Als dann sein Pasta-Kochbuch «a mano» – ein Werk voller Passione für die Pasta erschien, entschied ich mich fortan nur noch im äussersten Notfall industriell gefertigte Teigwaren zu kaufen. Claudio del Principe verstand es mit seinen Texten und Bildern ein Feuer in mir zu entfachen. Fortan wurden Salz und Öl aus dem Teig verbannt, es wurde von Hand geknetet und – sofern die Form der Pasta es erforderte – der Teig von Hand mit dem Matarello ausgewallt. Die Formen wurden vielfältiger und mit der Übung wurde ich nicht nur besser, sondern auch merklich schneller.

Eine weitere wunderbare Quelle der Inspiration ist der YouTube Channel «Pasta Grannies». In jeweils etwa 4-minutügen Filmbeiträgen laden uns Grossmütter aus ganz Italien zu sich nach Hause in ihre Küchen ein und zeigen uns, unkompliziert und authentisch, wie sie ihre Lieblingspasta zubereiten. Darunter Frauen, welche über 90 Lenze zählen und deren vom Leben gezeichneten Hände seit 80 Jahren beinahe täglich Pasta zubereiten. Früher für ihre Grossfamilien, wo oft 15 oder mehr hungrige Münder zu Tisch sassen, heute manchmal nur noch für sich selbst.

Das Zubereiten von Pasta mit einfachsten Werkzeugen, sprich den eigenen Händen ist auch ein «sinnliches» Erlebnis. Zu spüren wie aus Mehl und Wasser ein geschmeidiger Pastateig wird, ihn danach zu Orecchiette, Strozzapreti, Gnocchi Sardi oder was immer das Herz begehrt zu formen, hat auch etwas Meditatives. In Italien sitzen oft auch mehrere Personen am Tisch und formen ihre Pasta gemeinsam – die Herstellung von Pasta ersetzt so auch grad das Kaffeekränzchen.

Normalerweise teilen wir unsere Geliebte nicht freiwillig. Bei dieser, meiner grossen, Italienischen wäre es mir allerdings eine Freude, Sie dazu motivieren zu können, einmal selbst «Hand anzulegen». Die langen Winterabende sind ideal dazu. Nebst den oben erwähnten Quellen sind die unendlichen Weiten des Webs voller Anleitungen. Legen sie aber bitte Wert auf Authentizität – den bei Pasta gibt’s (wie in jeder Liebesbeziehung) auch Regeln, die nicht gebrochen werden dürfen. Gerüchte besagen, dass in den abgelegenen Hinterhöfen Bolognas die eine oder andere Leiche eines Touristen liegt, der «Spaghetti Bolognese» bestellt hat…

PS Zur Erklärung: Das «Ragu Bolognese» stammt aus Bologna und wird für Lasagne oder breite Nudeln verwendet. Spaghetti hingegen sind eine Pastaform des Südens. Nebst der geographischen Differenz eignen sich Spaghetti auch deshalb nicht für eine Paarung mit Ragu Bolognese, weil dieses einfach nicht an den Spaghetti haftet. Spaghetti Bolognese sind somit entgegen der landläufigen Meinung kein italienisches Gericht und etwa so authentisch wie eine Berner Rösti mit Ananas-Stücken.

PPS Über ein Bild Ihrer selbstgemachten Pasta freuen wir uns sehr!

    Das Immunsystem für den Winter in Form bringen

    Das Immunsystem für den Winter in Form bringen

     

    Der diesjährige Herbst schlug bei uns bezüglich Temperaturen zwar alle meteorologischen Statistiken und man konnte bis in die ersten Novembertage im T-Shirt draussen spazieren, doch die tieferen Temperaturen und die für den November typische kalte Feuchtigkeit kommen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch. Damit verbunden wird auch unser Immunsystem wieder gefordert und muss intensiver arbeiten. Dazu hat Dr. Paolo Colombani (Ernährungswissenschafter und Mitgründer und Redaktor des Web-Magazins «Notabene Nutrition.») in der NZZ am Sonntag vom 30. Oktober 2022 einen guten Artikel geschrieben, den wir Ihnen in der Folge unverändert wiedergeben möchten.

    «Viren und Bakterien werden uns auch diesen Winter ärgern. Das haben sie schon vor Corona getan. Aber seit Corona ist eines klar geworden: Unser Immunsystem kann schwach oder stark sein. Das Gute dabei: Wir können das Immunsystem stärken. Sportlerinnen und Sportler sind hier im Vorteil, denn die regelmässige körperliche Bewegung stärkt das Immunsystem. Das Immunsystem freut sich aber auch über nährstoffreiches Essen.

    Natürlich ist die clevere Wahl der Lebensmittel das Ziel: ausgewogen, regional und saisonal. Und selbstverständlich liefern natürliche Lebensmittel alle Nährstoffe und anderen Stoffe, die wir für die Gesundheit brauchen. Aber genauso zweifelsfrei ist, dass viele eine ideale Ernährung nicht auf die Reihe bekommen. Die Ergebnisse aus der nationalen Erhebung zum Essverhalten sind eindeutig. Die Zufuhr diverser Mineralstoffe und Vitamine über Lebensmittel ist bei vielen Erwachsenen tiefer als empfohlen.

    Die Forschung zum Zusammenhang zwischen Ernährung, Nährstoffen und Immunsystem ist fortgeschritten, und wir verfügen über viel fundiertes Know-how. Das Immunsystem freut sich zum Beispiel, wenn es unseren kleinen Mitbewohnern im Darm, der Mikrobiota, gutgeht. Wenn wir die Mikrobiota aber nicht über eine pflanzenbasierte Wahl der Lebensmittel bei Laune halten können, ergeben nahrungsfaserreiche Ergänzungen Sinn. Das Immunsystem benötigt aber auch eine Palette an Mineralstoffen und Vitaminen. Hier stechen einige heraus, insbesondere Vitamin C und D Eisen, Zink und Selen. Das Ziel ist nicht, eine komplett fehlende Einnahme zu kompensieren, sondern nur, die nicht optimale Zufuhr zu ergänzen. Moderate Mengen reichen daher aus.

    Schweizer Expertinnen und Experten kommen genau zu diesem Schluss und veröffentlichten schon Mitte 2020, vor dem ersten vollen Winter in der Corona-Pandemie, eine Stellungnahme. Ihre Empfehlung zur Ergänzung mit den genannten Vitaminen und Mineralstoffen (plus Omega-3-Fettsäuren) bleibt auch im Hinblick auf den kommenden Winter aktuell. Sie ergibt zur Stärkung des Immunsystems weiterhin Sinn. Konkret lautet sie, pro Tag 200 mg Vitamin C, 20 bis 40 Mikrogramm Vitamin D, 100 Mikrogramm Selen, 20 mg Zink und 500 mg Omega-3-Fettsäuren zu ergänzen. Ob jemand sportlich unterwegs ist oder nicht, ist hierbei zweitrangig.»

    Wenn Sie die oben aufgeführten Inhaltsstoffe supplementieren möchten, achten sie auf eine seriöse Bezugsquelle und dementsprechend gute Qualität der Nahrungsergänzungsmittel. Falls Sie fragen haben, können wir gerne weiterhelfen. Nachfolgend noch eine kurze Übersicht über diejenigen Nahrungsmittel welche eine besonders hohe Konzentration der aufgeführten Stoffe aufweisen. 

    Inhaltsstoff

    Lebensmittel

    Menge/100g

    Vitamin C

    Acerola          

    1700 mg

    Hagebutte

    1250 mg

    Sanddornbeere

    450 mg

    Schwarze Johannisbeere

    177 mg

    Rote Paprika

    140 mg

    Brokkoli

    115 mg

    Rosenkohl

    112 mg

    Vitamin D

    Lebertran

    170 µg

    Matjeshering, gesalzen

    27 µg

    Aal (geräuchert)

    21 µg

    Lachs (Bio oder Wildfang)

    16 µg

    Sardine

    11 µg

    Kalbfleisch (Freilandhaltung)

    3,8 µg

    Hühnerei (Freilandhaltung)

    2,9 µg

    Selen

    Forelle

    25 µg

    Lachs (Bio oder Wildfang)

    29 µg

    Paranuss

    100 µg

    Kokosnuss

    103 µg

    Zink

    Paranuss

    3mg

    Baumnuss

    2mg

    Fische

    bis 7mg

    Omega-3

    (fette) Fische/Meerestiere (Bio oder Wildfang)

    2g

    Eier (Bio)

    1g

    Baumnuss

    2,5g

    Leinsamen

    5g

     

      Kaffee – nur Wachmacher oder Zaubertrank?

      Kaffee – nur Wachmacher oder Zaubertrank?

       

      Lange warnten Mediziner und andere Gesundheitsexperten, Kaffee schädige das Herz oder entwässere den Körper. In jüngerer Zeit allerdings mehrten sich die positiven Attribute, die dem schwarzen Trank zugesprochen wurden. Höchste Zeit also für mich als Kaffeeliebhaber mich im Rahmen eines Blogbeitrages dem, Thema zu widmen.

      Ich habe in den vergangenen Wochen verschiedene Metastudien (das sind Studien, welche eine Vielzahl anderer Studien auswerten) gelesen, die sich mit Kaffee und seiner Wirkung auf uns Menschen auseinandersetzen.

      Ein komplexes Getränk
      Kaffee ist hochkomplex und enthält bis zu 1’000 verschiedene Bestandteile, deren einzelne Wirkung auf den Menschen noch bei weitem nicht erschöpfend erforscht ist. Zudem ist noch Kaffeebohne nicht gleich Kaffeebohne: je nach Sorte, Umwelteinflüssen und Röstverfahren verändert sich die Zusammensetzung.

      Der bekannteste Inhaltsstoff des Kaffees ist ohne Frage das Koffein. Koffein gehört zu den psychotropen Substanzen und ist ein anregendes Genussmittel. Eine Tasse Kaffee enthält 80 bis 120 Milligramm Koffein. Diese Dosis wirkt durchschnittlich vier Stunden. Durch die Zugabe von Milch in den Kaffee kann sich die Wirkdauer deutlich verlängern. Das Fett in der Milch verzögert die Aufnahme des Koffeins im Blut.

      In den Kaffeebohnen finden sich sogenannte Kaffeeöle wie Triglyzeride und diverse Fettsäuren wie Linolsäure sowie Palmitinsäure. Die Sorte Arabica enthält mehr Lipide als Robusta-Bohnen. Die meisten Fettstoffe sind wasserunlöslich und deshalb im Filterkaffee kaum zu finden. Eine Ausnahme bildet hier allerdings der Espresso, bei dem die berühmte «Crema» aus den Lipiden entsteht.

      In den Kaffeebohnen kommen ausserdem mehr als 80 verschiedene Säuren vor, die 4–12 % des Gesamtanteils der Bohne ausmachen. Die wohl wichtigste davon ist die Chlorogensäure, aber auch Apfelsäure, Zitronensäure und Essigsäure wurden nachgewiesen. Espresso enthält weniger Säure als Filterkaffee, da sie beim langen Rösten verloren geht. Daher ist Espresso verträglicher für den Magen als Filterkaffee

      Etwa 4 % der Kaffeebohnen bestehen aus Mineralstoffe, die auch beim Brühen zu 90 % in den Kaffee übergehen. Den Hauptanteil hierbei hat Kalium, aber auch Kalzium, Magnesium und Phosphor finden sich in der Kaffeebohne wieder.

      Die über 800 komplexen Aromastoffe stellen das eigentliche Geheimnis des Kaffee dar. Bis heute ist es nicht gelungen, ein realistisches künstliches Kaffeearoma herzustellen – kein Wunder, denn von den über 800 Aromastoffen in den Kaffeebohnen, sind bis heute über 100 noch nicht einmal genau spezifiziert, geschweige denn erforscht worden.

      Hohe Konzentration von Antioxidantien
      Amerikanische Wissenschaftler haben unlängst in einer Studie bewiesen, dass Kaffee überdurchschnittlich viele Antioxidantien enthält, welche im Körper «Freie Radikale» blockieren. Freie Radikale sind hoch aktive Teilchen, welche Körperzellen angreifen und dauerhaft schädigen können.

      Im Kaffee sind es hauptsächlich die Chlorogensäure und die Melanoide, welche als Antioxidantien arbeiten. Und erst kürzlich konnte ein weiterer Wirkstoff im Kaffee als Antioxidant entschlüsselt werden: das N-methylpyridinium.

      Natürlich ist es immer von der Sorte abhängig, wie viele Antioxidantien sich im Kaffee befinden, aber im Vergleich mit Nahrungsmitteln wie Nüssen, Gemüse oder Tee hatten Kaffeebohnen eindeutig die Nase vorn.

      Geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
      Eine in Harvard durchgeführte Metastudie untersuchte 36 Studien, in denen insgesamt knapp 1,3 Millionen Menschen untersucht wurden. Untersucht wurde, ob ein Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht. Die Wissenschaftler kamen dabei zu dem Schluss, dass Menschen, die zwischen drei und vier Tassen Kaffee pro Tag tranken, das geringste Risiko hatten, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden. Das Risiko von Personen, die täglich durchschnittlich fünf Tassen Kaffee trinken, war dagegen etwas höher. Doch das mit Abstand größte Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, hatten Personen, die keinen Kaffee trinken

      Kaffee unterstützt das Langzeitgedächtnis
      Der Kaffeekonsum nach dem Lernen wirkt als Verstärker für das Langzeitgedächtnis. Das fanden Forscher um Michael Yassa von der Universität Baltimore nach einer Studie an 160 Probanden heraus, die keinen beziehungsweise wenig Kaffee tranken.

      Die Forscher zeigten ihnen mehrere Gegenstände auf Bildern, die in Kategorien eingeordnet werden mussten. Anschliessend bekam eine Hälfte 200 Milligramm Koffeintabletten, die andere Placebos.

      24 Stunden später bekamen die Probanden die Bilder erneut zu sehen – dieselben, völlig neue und sehr ähnliche, wobei sich die Koffein-Gruppe deutlich besser an die originalen Bilder erinnerte.

      Mit Kaffee gegen die Kilos
      Eine 2016 veröffentlichte Studie zeigt, dass regelmässiger Kaffeegenuss beim Abnehmen helfen und sogar dafür sorgen kann, das Gewicht auch zu halten. Im Rahmen der von Professor de Zwaan von der Universität Hannover geleiteten Studie wurden Daten von 500 Männern und Frauen ausgewertet, die über ein Jahr erfolgreich um mindestens zehn Prozent abnahmen und das Gewicht über mindestens ein Jahr halten konnten.

      Dabei kommen die Kaffeetrinker besser weg – sie hatten einen geringeren Body Mass Index (BMI) und konnten ihr Gewicht langfristig besser halten als die Vergleichsgruppe. Der Kaffee soll dabei zu einem höheren Energieverbrauch führen, die Fettverbrennung unterstützen und damit das Abnehmen erleichtern.

      Positive Effekte bei Krebs, Parkinson und Alzheimer Erkrankungen?
      Ein möglicher Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und verschiedenen Krebsleiden wurde in mehreren Metastudien analysiert. Eine Metastudie des schwedischen Karolinska Instituts befasste sich dabei mit dem Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Leberkrebs. In die Metastudie flossen die Daten aus neun Studien mit insgesamt 245.000 Menschen ein. Es zeigte sich, dass Menschen, die täglich durchschnittlich zwei Tassen Kaffee trinken, ein um 43% geringeres Risiko haben, an Leberkrebs zu erkranken.

      Eine 2013 im Fachmagazin Geriatrics and Gerontology erschienene Metastudie analysierte 13 Studien mit insgesamt 901.000 Menschen, in denen der Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Parkinsonrisiko untersucht wurde. Dabei zeigte sich, dass Menschen, die täglich durchschnittlich drei Tassen Kaffee trinken, das geringste Risiko haben, an Parkinson zu erkranken.

      Eine finnische Metastudie aus dem Jahr 2010 untersuchte den Zusammenhang von Kaffeekonsum und dem Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Die Wissenschaftler kamen nach Analyse von 5 Studien zu dem Ergebnis, dass ein täglicher Kaffeekonsum zwischen drei und fünf Tassen Kaffee, das Risiko, im hohen Alter an Alzheimer zu erkranken, um 65% reduziert.

      Ich habe den obigen Untertitel bewusst mit einem Fragezeichen versehen, denn hier muss man insofern kritisch sein, als dass es sich bei den meisten der analysierten Studien um sogenannte Korrelationsstudien handelt. Das heisst die Studien stellen zwar eine statistisch signifikante Korrelation zwischen zwei Merkmalen fest – den endgültigen Beweis für einen direkten Wirkungszusammenhang können diese Studien allerdings nicht erbringen.

      Nichtsdestotrotz zeigt die angestellte Auslegeordnung, dass man ohne schlechtes Gewissen Kaffee trinken darf und soll und die positiven Effekte mit Sicherheit überwiegen.

      Also ab auf einen gepflegten Espresso!

        Wolf im Schafspelz – Fertigprodukte ungebremst auf dem Vormarsch

        Wolf im Schafspelz – Fertigprodukte ungebremst auf dem Vormarsch

         

        Im NZZ-Magazin vom 11. Juni fand ich einen Artikel, der mich gleichsam überraschte wie schockierte. Die Quintessenz des Artikels: Der Konsum von frischen Produkten bricht dramatisch ein, während industriell verarbeiteter Fertig-Food, Obst und Gemüse aus den schweizerischen Einkaufskörben verdrängt. Insbesondere sind auch vermeintlich gesunde vegane Lebensmittel, welche in verschiedenen industriellen Prozessen mit jeder Menge an Zusatzstoffen hergestellt werden auf dem Vormarsch.

        Das hat mich insofern überrascht, als dass gerade in den letzten fünf Jahren aus allen Ecken die Botschaften «regional, frisch, naturbelassen» in allen erdenklichen Formen gepredigt werden. Es ist dabei nicht nur der dorfeigene Bioladen, der so spricht, sondern mittlerweile auch die Massenmedien wie Blick, 20 Minuten und gar das Privatfernsehen. Gerade diese Medien orientieren sich bekanntlich streng am Markt und publizieren das, was das Volk auch sehen, lesen und hören will. Jeder Gastronom, der sich mal ein Minimum an Punkten erkocht hat und einigermassen passabel aussieht, hat heute seine eigene Kochsendung – und das sind Hunderte! Auch da scheinen sich die Damen und Herren zumindest in einem Punkt einig zu sein: frisch, regional, saisonal und wenn möglich bio muss es sein.

        Also woran genau liegt es, dass wir uns trotz alledem immer ungesunder ernähren? 37% unserer Bevölkerung essen keine oder eine Handvoll Gemüse, Salat oder Früchte – gerade mal noch 12% halten sich an die Empfehlung von fünf Portionen pro Tag!

        Der Anteil sogenannter «ultra processed foods» also stark verarbeiteter Lebensmittel hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Als sogenannt stark verarbeitete Lebensmittel gelten solche, die sich so zu Hause nicht herstellen lassen; deren Herstellung spezielle Prozesse bedarf. In der Schweiz sind heute 25% aller konsumierten Lebensmittel stark verarbeitet; in unserem nördlichen Nachbarland 46% und in Grossbritannien gar 50%.

        Oft sind stark verarbeite Lebensmittel gut «getarnt». Es ist nicht mehr nur Fertigpizza, Mikrowellen- und Fastfood, der in diese Kategorie fällt. Nein auch das vermeintlich gesunde Birchermüesli wird mittels komplexer Bearbeitung haltbarer gemacht – da werden Stoffe entzogen, andere hinzugefügt. Regelrechte Wölfe im Schafspelz sind allerdings viele vegane Lebensmittel, die aktuell einen regelrechten Boom erfahren. Viele Ersatzprodukte zum Beispiel für Fleisch oder Käse haben umfangreiche Zutatenlisten und werden in Prozessen hergestellt, die auch einen gestandenen Chemiker noch aus dem Gleichgewicht bringen können.

        Es lohnt sich auf jeden Fall, hier ganz kritisch hinzuschauen und das Kleingedruckte auf der Packung zu lesen. Was in guter Absicht gekauft wird, ist oft alles andere als gesund.

        Es stellt sich auch die Frage, wo all die ambitionierten Hobbyköchinnen und Hobbyköche bleiben, welche all die Kochsendungen anschauen, die zu allen Tages- und Nachtzeiten omnipräsent (um nicht zu sagen penetrant) unsere Fernsehkanäle fluten? Was ist denn mit all den eifrigen Facebook-Boccuses und Instagram-Caminadas, die uns Ihr Können in gestochen scharfen, professionellen Bildern auf allen Social-Media Kanälen demonstrieren?

        Gemäss des oben erwähnten Artikels in der NZZ ist es leider so, dass die Kochsendungen zwar (vielleicht gar mit einem Pack Chips auf dem Sofa?) geschaut werden und die Hobbyköchinnen und -köche durchaus aktiv werden – allerdings meist nur einmal die Woche.

        Liebe Blogleserinnen und Blogleser lassen Sie es uns anders machen und versuchen, täglich in der Küche zu stehen! Als leidenschaftlicher Hobbykoch kann ich Ihnen versichern, dass mit geschicktem Einkauf, guter Planung und ebensolchem Willen eine gesunde auf Frischprodukten basierende, saisonale und regionale Küche auch mit vernünftigem Aufwand machbar ist. Wer bereit ist, 20-30 Minuten zu investieren, kocht jederzeit ein gesundes 2-gängiges Menu für die ganze Familie. Das schöne dabei ist, man kommt auf andere Gedanken und je mehr Übung man hat, desto rationeller und schneller geht’s voran. Dazu noch den täglichen Apfel, der uns den Doktor fernhält und schon haben wir die fünf empfohlenen Portionen an Früchten, Salaten und Gemüsen.

        En Guete!.

          Der Handy-Nacken – Übel oder nächste Evolutionsstufe?

          Der Handy-Nacken – Übel oder nächste Evolutionsstufe?

           

          Unterm Christbaum waren sie vergangene Weihnachten wieder besonders häufig zu finden und bereits in der Primarschule ist der soziale Status der Kinder abhängig vom Modell, das sie besitzen: Smartphones.

          Wir sehen nun die erste Generation von Menschen, die mit dem Smartphone aufwuchsen, ins Erwachsenenalter kommen. Alle kennen die Bilder der Handy-Junkies: Im Zug, am Tisch beim Essen, draussen auf der Parkbank, im Wartezimmer – schlicht überall und andauernd ist ihr Blick streng nach unten gerichtet, immer in «Achtungsstellung» vor dem Display, die Finger permanent in Tipp- und Streichbereitschaft; der Übergang von Halswirbelsäule zur Brustwirbelsäule in Flexion und die Schultern nach vorne unten hängend.

          Zwischen 700 und 1400 Stunden, die der durchschnittliche Nutzer im Jahr auf sein Smartphone starrt, wirken sich auf den menschlichen Körper aus. Der menschliche Kopf wiegt etwa 4.5 bis 5.4 Kilogramm. Sobald man den Kopf in «Smartphone-Stellung» bringt; das heisst in einem Winkel von bis zu 60 Grad nach vorne neigt, um auf den Bildschirm, wirkt eine um das bis zu Fünffache erhöhte Zugkraft auf die Nackenmuskulatur, was wiederum dem fünffachen Eigengewicht des Kopfes oder rund 25-27 Kilogramm entspricht.

          Die Konsequenzen daraus bereiten allerdings aus medizinischer Sicht keine Freude. Immer mehr – vor allem junge Menschen – leiden aufgrund exzessiver Smartphone-Nutzung am sogenannten Handy-Nacken, so warnt Europas grösste Vereinigung von internationalen Wirbelsäulenspezialisten, Eurospine.

          Auch wir kennen diese Probleme zuhauf aus unserem Praxisalltag. Bis die Betroffenen zu uns kommen, sind die Probleme meist leider schon stark fortgeschritten. Damit wird eine Behandlung langwierig und aufwändig. Sie erfordert auch ein hohes Mass an Mitarbeit der Betroffenen, die einerseits antrainierte Handlungsmuster wieder loswerden und andererseits einen erheblichen Trainingsaufwand betreiben müssen, um den Nacken wieder aufzurichten und die Schultern richtig zu positionieren.

          Das Problem «Handy-Nacken» sollte man deshalb gar nicht erst aufkommen lassen. Dazu folgende Tipps:

          • Reduzieren Sie Ihre Handy-Nutzungsdauer! Sprechen Sie stattdessen vermehrt persönlich mit Ihren Mitmenschen.
          • Bringen Sie mobile Geräte näher ans Gesicht und senken Sie besser den Blick als den Nacken.
          • Nutzen Sie das Handy nicht zu lange am Stück und machen Sie Lockerungsübungen für Ihren Nacken (Kopf von einer Seite zur anderen bewegen und das Ohr zur jeweiligen Schulter senken, bis ein Zug in der Halswirbelsäule spürbar wird. Den Kopf nach oben strecken und die Schultern nach unten ziehen).
          • Sitzen Sie auch bei anderen Bildschirmarbeiten richtig am Schreibtisch; das heisst gerade, aber mit entspannten Schultern. Die Füsse stehen dabei nebeneinander auf dem Boden. Stehen Sie unbedingt dreimal pro Stunde kurz auf.
          • Nutzen Sie wenn möglich einen Stehpult für Büroarbeiten.
          • Treiben Sie Sport – stärken Sie Ihre Muskeln! Ideal sind Pilates, Yoga und ein gut angeleitetes Krafttraining. Grundsätzlich ist jede Art von Bewegung gut – auch der Spaziergang mit Nachbars Hund!
          • Gönnen Sie sich bei Verspannungen regelmässig eine fachkundig ausgeführte Massage für die betroffene Nacken- und Rückenmuskulatur.

          Gehören Sie allerdings zu den «hardcore» Smartphone-Nutzern, denen das Vorangehende egal ist, trösten Sie sich vielleicht mit der Theorie, dass wir uns nur in einer evolutionären Übergangsphase hin zum Homo smartphoneensis befinden, und die damit verbundenen Schmerzen und Beschwerden in 50 Generationen Geschichte sind. Aber was ist das schon: Ein kleiner Bandscheibenvorfall für den Menschen, ein grosser Vorsprung durch Technik für die Menschheit.

          Die einen werden zwar noch mit Muskelhartspann, Verkrampfungen und steifem Nacken reagieren, und die eine oder andere Bandscheibe wird es wohl kosten. Aber mit der Zeit passt sich der Homo smartphoniensis an: Weil die Bänder im Halsbereich, den immer schwerer nach unten ziehenden Kopf halten müssen, werden die Knochen der Wirbelsäule mitwachsen. Beim Bison hat es wohl auch eine Weile gedauert, bis der Widerrist, der so genannte Wirbelfortsatz sich auf 50 cm Länge erstreckte und den mächtigen Kopf des königlichen Tieres schmerzfrei in der Waagrechten halten konnte.