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Grad letzte Woche habe ich wieder ein Inserat gesehen, welches das Kilo Pangasiusfilet (notabene aus Vietnam hierher transportiert) für unter 6 Franken das Kilo anpreist. Regelmässig sehe ich auch in der Werbung einer Discounter-Kette in der Schweiz Schweinefleisch für deutlich unter 10 Franken pro Kilo.

Wenn man nun etwas weiter darüber nachdenkt, diese Verbraucherpreise runterrechnet zum Einkaufspreis für den Detailhändler, den Grosshändler, den Importeur…. die Kosten für Transport, Verpackung und weitere Logistikleistungen subtrahiert, dann kann man nur noch «en Guete» wünschen! Welches Futter kann der Bauer denn den Schweinen für diesen Preis noch auftischen? Unter welchen Bedingungen muss das Schwein in Rekordzeit schlachtreif werden? Wie werden wohl die Pangasiusfische zu solchen Preisen hochgemästet? Wie viele illegale, in Europe auf der Reserveliste stehende Antibiotika werden in die viel zu dicht bestückten Zuchttümpel geworfen, damit die Fische den ganzen Stress überleben?

Was der Mensch heute für einen «guten Preis» zu essen bereit ist, ist manchmal hart an der Grenze zwischen mutig, fahrlässig und töricht. Da darf man sich nicht mehr wundern, wenn man mit einer Lungenentzündung im Spital liegt und der Priester bestellt wird, weil kein verfügbares Antibiotikum mehr Wirkung zeigt.

Kritisiert man den Kauf solcher Lebensmittel, wird häufig angeführt, dass Alternativen zu teuer sind.

Tauchen wir in die Tiefen der Statistik ab, sehen wir, dass vor hundert Jahren ein durchschnittlicher Schweizer Haushalt etwa 50% des Einkommens für Lebensmittel ausgab. Heute sind es noch deren 8.7% (wohlverstanden inklusive kostspielige Genussmittel, wie Alkohol und Tabak). Sieht man, wieviel dagegen für Freizeit, Unterhaltungselektronik, Handys, Autos, ausgegeben wird, scheint das Argument sich wohl in der meisten Fällen etwas zu relativieren.

Ich meine, dass zu viele Menschen den Lebensmitteln nicht mehr genug «Wert» zusprechen. Essen soll oder darf deshalb auch nichts mehr kosten. Ich habe mich gefragt, warum das so ist. Hat es damit zu tun, dass wir immer weiter von der Produktion der Lebensmittel entfernt sind? Dass satt werden für uns heute so selbstverständlich geworden ist? Dass wir nicht mehr genug «geniessen», nicht mehr Kochen, die Freude am Essen verloren und damit auch zunehmend verlernt haben, qualitativ gute von qualitativ schlechten Lebensmitteln zu unterscheiden? Ich weiss es nicht – vielleicht ist es ein wenig von allem.

Auf jeden Fall bin ich der Meinung, dass das Lebensmittelbudget nicht die erste Wahl sein sollte, wenn’s darum geht, Geld zu sparen. Zu wichtig sollte Ihnen Ihre Gesundheit sein! Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass wir hier, speziell im Zürcher Oberland, durchaus Möglichkeiten haben, gute und gleichzeitig preiswerte Lebensmittel einzukaufen. Eine Möglichkeit ist, sich vermehrt beim Produzenten einzudecken. Hier finden sich bei uns gute und innovative Angebote, welche die Landwirte der Region verzehrfertig anbieten. Dass man so saisonal und regional einkauft, dankt auch die Umwelt.

Ich bon zudem überzeugt, dass unsere Stoffwechsel sich über die Jahr-hunderttausende so entwickelt haben, dass sie jeweils genau mit dem am besten funktionieren, was die Natur der Jahreszeit entsprechend hergibt (inklusive der lagerbaren oder natürlich konservierbaren Früchte und Gemüse). Unser Körper braucht im Normalfall nichts, was um den halben Planeten eingeflogen werden muss.

Als leidenschaftlicher Koch (und ebensolcher Esser) gebe ich Ihnen ausserdem den Rat, es auch einmal mit einem günstigen Stück Fleisch zu versuchen. – ganz nach dem Motto «Nose-to-Tail». Die richtige Zubereitung vorausgesetzt, lässt sich aus einem Stück, welches normalerweise als Siedfleisch angeboten wird, aus einem Ochsenschwanz oder einer Rinderhaxe eine superzarte, Geschmacksbombe auf den Tisch zaubern, die Ihr Budget schont und es durchaus mit einem Filet aufnehmen können. Der Dorfmetzger hilft sicher gerne weiter.

Ich wünsche mir, dass wir uns wieder vermehrt zum Wert von Lebensmitteln Gedanken machen und nicht nur zum Preis, dass wir beim Einkauf und beim Kochen kreativ sind und den Mut haben, auch mal etwas Neues auszuprobieren. Nicht nur die Umwelt, sondern vor allem auch Ihr körperliches (und seelisches) Wohlbefinden werden es Ihnen danken.

Ihr Markus Angst

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