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Geschätzte Blog-Abonnentinnen und Kunden. In jüngster Vergangenheit haben die Krankenversicherer die Physiotherapie relativ undifferenziert kritisiert. Dazu möchten wir in eigener Sache Stellung nehmen.

Tatsächlich beträgt die Kostensteigerung für physiotherapeutische Leistungen aktuell +6%. Das allerdings bei einem Anteil an den Gesamtkosten im Gesundheitswesen von gerade mal 2%. Das bedeutet also, dass die Physiotherapie letztendlich für 0.12% (d.h. 12 Promille) des Anstiegs der Gesundheitskosten verantwortlich ist.

Nun erinnern sich die kritischen Mitmenschen zu Recht der Worte des Römischen Dichters Ovid und fordern «wehret den Anfängen». Nun ja, dann hinterfragen wir die 0.12% und suchen nach den Ursachen dafür: Ein Teil der Antwort findet sich in den sich verändernden demographischen Strukturen. Es gibt immer mehr ältere Leute und damit verbunden auch mehr Pflegebedürftige bzw. Menschen, die wir täglich mit unseren Physiotherapieleistungen in der Genesung unterstützen.

Ferner ist es der (sinnvolle!) Wunsch von Politik und Versicherern, dass die teuren, stationären Behandlungen durch kostengünstigere, ambulante ersetzt werden. Dazu gehört eben auch die Physiotherapie – die sehr oft eine kostengünstige Alternative zu operativen Eingriffen oder anderen Therapieformen bietet. Tun wir dies, wie gewünscht, so werden wir jetzt von den Versicherern angeprangert. Die ambulanten Physiotherapiekosten werden in den nächsten Jahren wohl weiter zunehmen. Gut so, denn damit reduzieren wir die teureren, stationären Behandlungen und wir sind stolz darauf unseren Beitrag zur Kostenreduktion im Gesundheitswesen zu leisten!

Zu guter Letzt hilft oft auch noch ein wenig Transparenz bzgl. der Kosten unserer Leistungen. Eine Sitzung für allgemeine Physiotherapie wird mit 48 Taxpunkten à maximal CHF 1.11 von den Krankenkassen vergütet; handelt es sich um eine unfallbedingte Therapie wird der Taxpunkt mit CHF 1.00 entschädigt. D.h. wir sprechen von Beträgen von CHF 48 (Unfall) bis maximum CHF 53.28 (Krankheit).

Das heisst, dass ein Physiotherapeut in der Stunde einen Umsatz von CHF 96.- bis 106.56 erzielen kann. Damit sind aber auch alle administrativen Arbeiten abgegolten, alle Arztberichte, die es zu schreiben gilt, das Sekretariat, die Miete, Versicherungen, die Trainings- und Therapiegeräte, der Treuhänder, Hard- und Software, die allwöchentlich stattfindende Fortbildung, die jährlichen Weiterbildungen und vieles mehr.

Die Entschädigungen für physiotherapeutische Leistungen blieben in den letzten 20 Jahren hinter der Teuerung zurück. Gut ausgebildete und motivierte Mitarbeitende zu finden ist nicht zuletzt auch deshalb in den letzten Jahren zu einer echten Herausforderung geworden.

Gleichzeitig verlangt man heute von einem Physiotherapeuten eine Matura und ein Fachhochschulstudium mit Bachelor-Abschluss. Hand aufs Herz: Der Kaminfeger und der Automechaniker schlagen mit gut 50% höheren Tarifen zu Buche, und wenn wir ein IT-Problem haben, bezahlen wir knapp das Doppelte.

Wir lieben unsere Arbeit und bemühen uns täglich, all unsere Patienten bestmögliche zu unterstützen. Wir wollen hier auch kein Gejammer vom Zaun brechen, sondern uns nur mit etwas Transparenz gegen die unserer Meinung nach wenig sachlichen Angriffe der Versicherer wehren.

In diesem Sinne danken wir Ihnen für Ihr Gehör.

Ihre Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten der Aktiv Physio

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