Select Page

Jeder Mensch besteht, abhängig von Alter und Geschlecht, zu 50 – 80 Prozent aus Wasser (Muskelgewebe enthält in seinen Zellen ungefähr 75 % Wasser; Blutplasma etwa 90 – 95 %; Körperfett 25 %; Knochen etwa 22 %). Mit der Regulierung von Körpertemperatur und Blutfluss, sowie als Lösungsmittel für Nährstoffe und Abbauprodukte erfüllt Wasser lebenswichtige Funktionen.

Trotz des hohen Wassergehalts im Körper verfügt der Mensch jedoch kaum über Reserven. Ohne Wasser überlebt er gerade einmal vier Tage. Ein signifikanter Flüssigkeitsverlust löst bei uns Stress aus und wir kriegen ein Durstgefühl. In diesem Moment benötigt unser Körper, um alle Funktionen aufrecht zu erhalten, einfach pures Wasser. Also keinesfalls Milch, Fruchtsäfte, Bier, isotonische Getränke oder andere kalorien-haltige Flüssigkeiten. Unser Körper braucht täglich mindestens 30ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht.

Die Stressreaktion, welche Durst auslöst, aktiviert das Hormon Oxytocin (auch „Kuschelhormon“ genannt). Dadurch werden Angstgefühle und aggressives Verhalten reduziert. Das macht auch aus evolutionärer Sicht Sinn. Wasser ist das einzige Lebensmittel, das alle Menschen und Tiere vom Löwen bis zur Gazelle gleichermassen benötigen. So beobachtet man, dass es an gemeinsam genutzten Wasserstellen kaum Kämpfe zwischen Tierarten gibt – auch wenn sie „Nachbarn“ in der Nahrungskette sind. Jedes Lebewesen hat durch die Ausschüttung von Oxytocin ein starkes Verlangen nach Wasser, aber auch eine reduzierte Aggression und reduzierte Angst.

Weitere Effekte dieses Hormons: Entwicklung des Nervensystems, antientzündliche Wirkung und eine Verbesserung des Immunsystems. Und last but not least: Neben dem verstärkten Verlangen nach Wasser redu-ziert Oxytocin das Hungergefühl und die Lust auf Kohlenhydrate.

Heute haben viele Menschen ständig ein Getränk griffbereit; sei es bei der Arbeit, unterwegs oder zu Hause. Wir trinken sehr häufig, aber in kleinsten Mengen, denn wir haben als Kind gelernt: „Wenn Du Durst bekommst, dann ist es schon zu spät.“ Und somit kommen wir nicht in den Genuss der positiven Wirkung von Oxytocin. Das konstante Trinken macht ausschliesslich in länger dauernden, sportlichen Aktivitäten hoher Intensität Sinn, wo das Durstgefühl aufgrund des raschen Wasserdefizits verspätet einsetzt und es zu einer Leistungsminderung kommt, wenn erst bei eintretendem Durst getrunken wird.

Im Alltag empfiehlt sich allerdings nur dann zu trinken, wenn ein Durstgefühl vorhanden ist und auch Oxytocin ausgeschüttet wird. Dann hingegen sollte man sich völlig satt trinken (sogenanntes „bulk drinking“). Es empfiehlt sich also, sich beim Trinken auf das Durstgefühl zu verlassen und dann grosse Mengen zu trinken.

Ich empfehle weiter, möglichst unmittelbar nach dem Aufstehen zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust der Nacht zu kompensieren, hingegen während- und bis 1 Stunde nach einer vollwertigen Mahlzeit nicht zu trinken, um die Verdauung nicht zu beeinträchtigen.

Key Learnings:

  • Um den Durst zu löschen, braucht der Körper nur Wasser
  • Weg vom Dauertrinken – hin zu durstgesteuertem Trinken grösserer Mengen (Ausnahme Leistungssport)
  • Trinke nach dem Aufstehen – nicht aber während und unmittelbar nach dem Essen

 

Teilen Sie aktiv!