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Der Soziologe Alfred Vierkandt hat 1928 den Begriff «Solidarität» wie folgt beschrieben: «Solidarität ist die Gesinnung einer Gemeinschaft mit starker innerer Verbundenheit». Und: «Solidarität ist das Zusammengehörigkeitsgefühl, das praktisch werden kann und soll». Implizit heisst das also, dass die Solidarität ein Prinzip der Mitmenschlichkeit ist und sich freiwillig konstituiert.

Warum aber schreibe ich heute über Solidarität? Weil wir in der Aktiv Physio gerade eine grosse Portion davon erleben durften und weil Solidarität ein wichtiges Element zur Überwindung der Covid-Krise ist. Doch erst mal der Reihe nach.

Am 18. April durften die Fitnesscenter nach 117 Tagen Lockdown wieder öffnen. Eine grosse Sache für unser eigenes Gym in Hinwil und auch für unseren Partner, das Top Fit in Pfäffikon. Unmittelbar nach Bekanntgabe des bundesrätlichen Entscheides haben wir unsere Kundinnen und Kunden angeschrieben und darin auch das Thema der Vergütung dieser «Lockdown-Tage» auf unseren Fitness-Abos angesprochen. Da der Lockdown ein Fall «höherer Gewalt» darstellt und weder wir noch unsere Kunden «schuld» daran waren, haben wir den Entscheid darüber, wie viele der 117 «Lockdown-Tage» den Abos gutgeschrieben werden sollen unseren Kunden überlassen.

Vom Ergebnis waren wir schlichtweg überwältigt: 83% unserer Kunden verzichteten auf eine vollständige Kompensation; 52% wünschten gar keine Zeitgutschrift. Damit hätten wir nun nicht im Entferntesten gerechnet, denn unsere Kunden haben die Abos bezahlt und konnten ja nichts dafür, dass sie nicht trainieren konnten. Dazu kommt, dass wohl viele unserer Kunden finanziell eine schwere und unsichere Zeit durchmachen. Darüber hinaus haben wir viele tolle Rückmeldungen in mündlicher und schriftlicher Form erhalten – alle waren sie froh darüber, endlich wieder trainieren zu dürfen.

Dieser Akt der Solidarität, den wir erfahren durften ist ein starkes Zeichen und gibt viel Hoffnung. Hoffnung für viele von der Pandemie Betroffene aber auch schlicht Hoffnung, dass wir diese «Geissel» als Gemeinschaft meistern werden.

Nachdem die Medien sich seit längerer Zeit auf die Konflikte zwischen (selbsternannten) Experten, zwischen verschiedenen Interessengruppen und den staatlichen Autoritäten, zwischen Verschwörungstheoretikern, politisch radikalisierten Gruppen und Politikern konzentriert haben und diese Konflikte immer heftiger ausgetragen werden, lässt dieser Akt der Solidarität optimistisch stimmen. Er zeigt, dass eine grosse Mehrheit der Bevölkerung – quer durch alle Altersklassen und sozioökonomische Gruppen – mit der Pandemie sehr besonnen umgeht und im Grundsatz optimistisch in die Zukunft schaut. Das will nicht heissen, dass man automatisch mit allem einverstanden ist oder dass man keine eigene Meinung hat. Es heisst viel mehr, dass eine Mehrheit der Menschen die Pandemie mit Besonnenheit, Respekt vor demokratischen Spielregeln und eben – Mitgefühl und Empathie meistert.

Das stimmt mich auch optimistisch, wenn ich an die am härtesten getroffenen Branchen denke: die Gastronomie und die Veranstalter. Ich hoffe, dass auch sie in Bälde wieder in Richtung «Normalität» marschieren dürfen und bin zuversichtlich, dass auch sie von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung eine grosse Solidarität erfahren werden. Ich bin überzeugt, dass die Menschen entsprechend ihren finanziellen Möglichkeiten gerne und öfters auswärts essen werden und auch mal ein hübsches Trinkgeld liegen lassen, dass sie wieder Tickets für Veranstaltungen aus Kultur und Sport kaufen werden. Sicherlich – für manchen Betriebe wird die Öffnung zu spät kommen – sie werden den Lockdown wohl nicht überleben. Es wird aber auch Neues entstehen und eben – die Pandemie ist, neben all ihren wirklich schlimmen Auswirkungen meiner Meinung nach, zumindest auch etwas Dünger für den Baum der Solidarität.

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