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Die Anzahl Menschen, die insulinresistent sind und als Folge davon oft an einer Diabetes Typ 2 leiden, nimmt in beängstigendem Masse zu. In Europa rechnet man für die nächsten 20 Jahre mit einem Anstieg von 20%, in den USA von 42% und in den Schwellenländern werden Werte über 70% erwartet. Wir stehen somit vor einer riesigen Herausforderung für unsere Gesellschaft.

Was ist Insulin – was für Aufgaben hat es
Das Insulin ist ein in der Bauchspeicheldrüse produziertes Hormon, das einen Auftrag an die Zellen im Körper übermitteln soll. Dazu kann das Insulin an einem von sehr vielen Rezeptoren «andocken», die sich an der Aussenseite der Zelle befinden. Auf diese Weise wird das Insulinsignal an das Innere der Zelle übertragen. Daraufhin weiss die Zelle, was sie zu tun hat. Im Falle des Insulins beginnt sie damit, Traubenzucker aus dem Blut aufzunehmen.

Insulinresistenz
Je mehr Insulin in das Blut ausgeschüttet wird, desto mehr Rezeptoren werden besetzt und desto mehr Traubenzucker wird aufgenommen. Wenn man nun eine grosse Portion schnell verdaulicher Kohlenhydrate (Zucker) zu sich nimmt, steigt der Blutzuckerspiegel besonders rasch an. Daraufhin schüttet die Bauchspeicheldrüse auch deutlich mehr Insulin aus, um die Arbeit der Zellen zu beschleunigen. Verringert eine Zelle die Anzahl Insulin-Rezeptoren wird sie gegen Insulin weniger-, respektive unempfindlich. In diesem Fall spricht man von Insulinresistenz.

Gewollte und «ungewollte» Insulinresistenz
In unserem Körper werden jeden Tag, je nach Situation verschiedene Organe und Gewebe temporär insulinresistent. Dieser Vorgang ist durchaus «gewollt» und sinnvoll. Ein Beispiel dazu: Wenn wir uns körperlich anstrengen, werden die Verdauungsorgane insulinresistent und nehmen kaum mehr Energie auf, weil nun möglichst viel Energie der Muskulatur zur Verfügung gestellt wird.

Von «ungewollter» (pathologischer) Insulinresistenz hingegen spricht man, wenn sie aufgrund eines andauernd zu hohen Blutzuckerspiegels auftritt.

Hyperinsulinämie oder Prädiabetes
Nimmt ein Mensch eine kohlenhydratreiche Mahlzeit zu sich, würden die Zellen nun rasch auf das Insulin reagieren und den Traubenzucker aus dem Blut aufnehmen. Doch bei Insulinresistenz läuft dieser Vorgang nur noch sehr langsam ab, weil das Insulin nicht mehr richtig wirken kann.

Die Verdauung arbeitet währenddessen weiter und setzt immer mehr Traubenzucker frei, der in das Blut gelangt. Dadurch steigt auch der Blutzuckerspiegel immer stärker an. Die Bauchspeicheldrüse versucht nun den steigenden Blutzuckerspiegel in den Griff zu kriegen, indem sie immer mehr und mehr Insulin ausschüttet. Das kann durchaus die 10- bis 15-fache Menge Insulin sein, die normalerweise benötigt würde.

Die direkte Folge der Insulinresistenz ist also eine massive Überproduktion von Insulin. In der Fachsprache nennt man das auch eine Hyperinsulinämie. Die Bauchspeicheldrüse kann diese Überproduktion von Insulin über mehrere Jahre aufrechterhalten. Diesen Zustand nennt man auch die Vorstufe des Diabetes (Prädiabetes).

Diabetes mellitus Typ 2
Bei vielen Menschen stellt die Bauchspeicheldrüse allerdings irgendwann die Produktion von Insulin ein. Ab diesem Zeitpunkt spricht man dann vom Krankheitsbild Diabetes mellitus Typ 2. Nun muss man das Insulin als Medikament von aussen in den Körper bringen, damit Traubenzucker in die Zellen gelangen kann.

Insulinresistenz und Übergewicht
Das Insulin spielt auch im Fettstoffwechsel eine zentrale Rolle und sorgt dafür, dass das Nahrungsfett nach dem Essen gespeichert wird. Dabei ist unser Fettgewebe eigentlich «nur» ein Zwischenspeicher für Energie. Nach einer Mahlzeit strömen energiereiche Nährstoffe in das Blut, die jetzt auch gespeichert werden müssen. Danach werden sie aber auch wieder freigesetzt, um den Körper damit zu versorgen. Dabei wird das Fettgewebe, wie alle anderen Zellen auch, ganz entscheidend von Hormonen wie dem Insulin gesteuert.

Ein hoher Insulinspiegel regt die Fettzellen stark dazu an, Nährstoffe aufzunehmen und zu speichern. Das ist typischerweise nach dem Essen der Fall und macht daher auch Sinn. Später kehrt der Insulinspiegel wieder auf seinen niedrigen Ausgangswert zurück. Das ist für die Fettzellen ein wichtiges Signal, um von der Speicherung von Energie auf die Bereitstellung von Energie umzuschalten.

Wenn ein Mensch nun aber unter Insulinresistenz leidet, dann schüttet er ein Vielfaches der normalen Menge Insulin aus. Ausserdem dauert es auch sehr viel länger, bis das ganze Insulin wieder abgebaut und aus dem Blut verschwunden ist. Das hat zur Folge, dass die Balance zwischen Fettaufbau und Fettabbau nicht mehr stimmt. Ein überhöhter Insulinspiegel ist daher oft ein entscheidender Faktor bei krankhaftem Übergewicht (Adipositas).

«Volkskrankheit» metabolisches Syndrom
Die Insulinresistenz führt zu einer Reihe von Stoffwechselstörungen, die als das «metabolische Syndrom» bezeichnet werden.
Im Falle der Insulinresistenz sind das:
• Abnormale Blutzuckerwerte (Prä-/Diabetes)
• Übergewicht
• Bluthochdruck und
• Fettstoffwechselstörungen.
Kommen mindestens drei dieser vier Probleme gleichzeitig zusammen, spricht man vom metabolischen Syndrom. In den USA ist davon bereits jeder dritte Erwachsene betroffen!

Das metabolische Syndrom ist nun die Grundlage, auf der sich so ziemlich alle grossen Zivilisationskrankheiten wie Typ-2-Diabetes, Blutgefässerkrankungen (Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall), häufigere Krebserkrankungen und Probleme mit der Harnsäure (Gicht)l entwickeln können. Schliesslich werden auch Demenzerkrankungen zunehmend mit Insulinresistenz in Verbindung gebracht.

Ursachen der Insulinresistenz
Die wesentlichen Ursachen der Insulinresistenz sind:
• schlechte Ernährung (zu viele Kalorien, zu viel Zucker, zu viele Mahlzeiten pro Tag)
• Bewegungsmangel
• Stress
• Schlafmangel
• Übergewicht
Die Gefahr lauert also genau in unserem durch viele Faktoren begünstigten, typischen «westlichen Lebensstil». Darüber hinaus spielen weitere, nicht beeinflussbare Faktoren, wie die genetische Veranlagung und das Alter eine Rolle.

Was kann man dagegen tun?
Wenn man sich obige Ursachen anschaut, ist die gute Nachricht, dass alle Faktoren ausser Genetik und Alter durch unser Verhalten beeinflusst werden können. Eine nachhaltig gesunde, zuckerarme Ernährung, höchstens drei, besser zwei Mahlzeiten pro Tag (Stichwort Intervallfasten), viel Bewegung und Sport helfen sehr viel, da sie oft auch positive Auswirkungen auf Stress, Schlafverhalten und Übergewicht haben. Viele Studien zeigen, dass mit spezifischen Ernährungs- und Trainingsprogrammen sowohl Insulinresistenz als auch Diabetes 2 mit motivierenden Erfolgsraten geheilt werden können. Unsere Bauchspeicheldrüse verfügt über erstaunliche «Selbstheilungskräfte». Wir werden uns dazu in einem separaten Newsletter äussern.

 

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