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Im hohen Norden
Ich sitze am Küchentisch unseres Hauses in Schwedisch Lappland, knapp 100 Kilometer südlich des Polarkreises. Draussen ist es minus 25°Celsius, was durchaus normal für diese Jahreszeit ist und aus dem Fenster – in vielleicht 5 Meter Entfernung zum Haus – beobachte ich eine Elchkuh mit ihrem Kalb, die sich an den verschiedenen Büschen in unserem Garten gütlich tun.

Oft werden wir von Freunden und Bekannten in der Schweiz gefragt, ob die kurzen Tage nicht zu Depressionen führen, ob man nicht krank wird. Nun – es kommt darauf an, wie man sein Leben führt. Sicherlich ist eine gesunde, vitaminreiche Ernährung wichtig. Ebenso wichtig scheint es mir allerdings, dass man ein aktives Leben führt und sich insbesondere um die Mittagszeit, wenn es hell ist, draussen bewegt… immer… bei jedem Wetter. Das machen auf jeden Fall die Einheimischen hier. Sie gehen raus, mit Hund, ohne Hund, zu Fuss, mit ihren Skiern, ihren Einkaufsschlitten, die sie trottinettähnlich nutzen.

Bewegung und Sonnenlicht
Es muss ja nicht immer gleich Wintersport sein, wenn man sich in der dunklen Jahreszeit in der Natur bewegt. Auch ein Spaziergang tut der ganzen Familie gut. Die Kinder können im Schnee toben, am Schlitten gezogen werden und gemeinsam kann man die jahreszeit-spezifischen Besonderheiten der Natur entdecken.

Der Winter zeichnet sich auch in der Schweiz durch kurze Tage und lange Nächte aus. Der Entzug von Sonnenlicht führt bei vielen Menschen zu depressiven Verstimmungen. Denn im Winter scheint die Sonne nicht nur kürzer, sie ist auch weniger kraftvoll als im Sommer und die Haut ist zusätzlich grösstenteils mit Textilien besetzt. Vitamin D kann der Körper in dieser Zeit deshalb selbst bei noch so langer Sonneneinstrahlung im Freien kaum ausreichend produzieren. Unser Körper muss nun von den Reserven des Sommers leben oder braucht allenfalls Unterstützung durch Vitaminpräparate.

Winterluft hält gesund!
Bewegung im Sonnenlicht regt Stoffwechsel und Kreislauf gleichermassen an. Es senkt den Blutdruck und vermindert damit das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Beim Gehen, egal ob schnell oder langsam, entspannen wir und bauen damit automatisch Stress ab. Die frische Luft macht den Kopf frei, bringt uns auf andere Gedanken. Dieses Erlebnis ist besonders intensiv, wenn uns die raue Winterluft um die Nase weht und unsere Wangen vor Kälte rot werden.

Die kalte Frischluft hat aber noch einen weiteren Vorteil: Sie ist nicht so trocken wie Luft in den beheizten Räumen. Ein (am besten aktiver) Aufenthalt an der frischen Luft feuchtet deshalb unsere Schleimhäute an, die sich so besser gegen Erreger wehren können.
US-Forscher der Appalachian State University haben herausgefunden, dass Sport im Winter das Immunsystem und damit Ihre Gesundheit kräftigt. Die Erkältungsanfälligkeit von 1000 Probanden während der kühleren Jahreszeit wurde dabei in Relation zu deren Ausdauersportpensum gesetzt. Diejenigen, die draussen Sport trieben, litten nur halb so oft an Erkältungen wie Bewegungsmuffel. Eine Erklärung dafür: Die Temperaturunterschiede zwischen drinnen und draußen fördern die Durchblutung und stärken das Immunsystem.

Minusgrade machen froh
Bewegung – noch besser Ausdauertraining – in der Kälte ist ein wirksames Antidepressivum und das beste Rezept gegen den «Winterblues». Beides regt die Produktion des Glückshormons Serotonin an und wirkt depressiver Stimmung in den meisten Fällen besser entgegen als Antidepressiva – so eine US-Studie der Duke University in Durham/North Carolina. 30 Minuten Kardiotraining, 2-mal wöchentlich, über 4 Monate hinweg – diese Dosis genügte, damit sich die Laune der Probanden deutlich messbar besserte.

Wichtig für den Sport bei hohen Minustemperaturen
Zunächst gilt es folgendes zu beachten: Wer Herz-Kreislauf-Probleme, eine Herzerkrankung oder Asthma hat, sollte bei Minustemperaturen auf Outdoor-Sport verzichten oder zumindest vorsichtig sein.

Die Atmung sollte durch die Nase erfolgen. Atmet man durch den Mund, trocknen die Schleimhäute stärker aus; Schmutz und Bakterien gelangen ungefiltert in die Lunge. Auf dem Weg durch die Nase wird die Luft hingegen gefiltert, angefeuchtet und gewärmt. Wenn es hier bei uns gegen minus 20°C geht, bewegen wir uns immer zusätzlich mit einem «Schlauchtuch», welches wir über Mund und Nase hochziehen.

Bei sehr tiefen Temperaturen sind ruhige Ausdauersportarten mit gleichmässiger Belastung ideal. Man atmet weniger schnell und bekommt so genügend Luft durch die Nase. Empfohlen werden Langlauf, Wandern, Walking, Schneeschuhlaufen und Joggen. Wichtig ist es, dass man sich beim Sporttreiben besonders gut aufwärmt.

Die Kleidung
Erstaunlicherweise gehen rund 40 Prozent der Körperwärme über den Kopf verloren. Wir empfehlen deshalb dringend, eine wärmende/schützende Kopfbedeckung. Für den Körper drängt sich das bekannte Zwiebelprinzip auf: Man trägt der Situation entsprechend mehrere Schichten übereinander und achtet ausserdem darauf, dass die Textilien Flüssigkeit nach aussen transportieren können.

Zum Schluss: Trinken und passive Sicherheit
Denken Sie daran, auch im Winter genug (lau-)warme Getränke zu sich zu nehmen. Bei Kälte wird der Flüssigkeitsbedarf leider oft unterschätzt!

Denken Sie weiter unbedingt daran, sich «sichtbar» zu machen. Gerade in der dunklen Jahreszeit ein absolutes Muss. Hier oben in Lappland trägt jeder der sich draussen bewegt eine Leuchtweste und eine Stirnlampe!

So, liebe Leserinnen und Leser unseres Newsletters – ich wünsche Ihnen viel Motivation, sich speziell im Winter auch draussen zu bewegen, ziehe mich jetzt warm an und gehe draussen mit den Schneeschuhen spazieren.

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