Select Page
Der Handy-Nacken – Übel oder nächste Evolutionsstufe?

Der Handy-Nacken – Übel oder nächste Evolutionsstufe?

 

Unterm Christbaum waren sie vergangene Weihnachten wieder besonders häufig zu finden und bereits in der Primarschule ist der soziale Status der Kinder abhängig vom Modell, das sie besitzen: Smartphones.

Wir sehen nun die erste Generation von Menschen, die mit dem Smartphone aufwuchsen, ins Erwachsenenalter kommen. Alle kennen die Bilder der Handy-Junkies: Im Zug, am Tisch beim Essen, draussen auf der Parkbank, im Wartezimmer – schlicht überall und andauernd ist ihr Blick streng nach unten gerichtet, immer in «Achtungsstellung» vor dem Display, die Finger permanent in Tipp- und Streichbereitschaft; der Übergang von Halswirbelsäule zur Brustwirbelsäule in Flexion und die Schultern nach vorne unten hängend.

Zwischen 700 und 1400 Stunden, die der durchschnittliche Nutzer im Jahr auf sein Smartphone starrt, wirken sich auf den menschlichen Körper aus. Der menschliche Kopf wiegt etwa 4.5 bis 5.4 Kilogramm. Sobald man den Kopf in «Smartphone-Stellung» bringt; das heisst in einem Winkel von bis zu 60 Grad nach vorne neigt, um auf den Bildschirm, wirkt eine um das bis zu Fünffache erhöhte Zugkraft auf die Nackenmuskulatur, was wiederum dem fünffachen Eigengewicht des Kopfes oder rund 25-27 Kilogramm entspricht.

Die Konsequenzen daraus bereiten allerdings aus medizinischer Sicht keine Freude. Immer mehr – vor allem junge Menschen – leiden aufgrund exzessiver Smartphone-Nutzung am sogenannten Handy-Nacken, so warnt Europas grösste Vereinigung von internationalen Wirbelsäulenspezialisten, Eurospine.

Auch wir kennen diese Probleme zuhauf aus unserem Praxisalltag. Bis die Betroffenen zu uns kommen, sind die Probleme meist leider schon stark fortgeschritten. Damit wird eine Behandlung langwierig und aufwändig. Sie erfordert auch ein hohes Mass an Mitarbeit der Betroffenen, die einerseits antrainierte Handlungsmuster wieder loswerden und andererseits einen erheblichen Trainingsaufwand betreiben müssen, um den Nacken wieder aufzurichten und die Schultern richtig zu positionieren.

Das Problem «Handy-Nacken» sollte man deshalb gar nicht erst aufkommen lassen. Dazu folgende Tipps:

  • Reduzieren Sie Ihre Handy-Nutzungsdauer! Sprechen Sie stattdessen vermehrt persönlich mit Ihren Mitmenschen.
  • Bringen Sie mobile Geräte näher ans Gesicht und senken Sie besser den Blick als den Nacken.
  • Nutzen Sie das Handy nicht zu lange am Stück und machen Sie Lockerungsübungen für Ihren Nacken (Kopf von einer Seite zur anderen bewegen und das Ohr zur jeweiligen Schulter senken, bis ein Zug in der Halswirbelsäule spürbar wird. Den Kopf nach oben strecken und die Schultern nach unten ziehen).
  • Sitzen Sie auch bei anderen Bildschirmarbeiten richtig am Schreibtisch; das heisst gerade, aber mit entspannten Schultern. Die Füsse stehen dabei nebeneinander auf dem Boden. Stehen Sie unbedingt dreimal pro Stunde kurz auf.
  • Nutzen Sie wenn möglich einen Stehpult für Büroarbeiten.
  • Treiben Sie Sport – stärken Sie Ihre Muskeln! Ideal sind Pilates, Yoga und ein gut angeleitetes Krafttraining. Grundsätzlich ist jede Art von Bewegung gut – auch der Spaziergang mit Nachbars Hund!
  • Gönnen Sie sich bei Verspannungen regelmässig eine fachkundig ausgeführte Massage für die betroffene Nacken- und Rückenmuskulatur.

Gehören Sie allerdings zu den «hardcore» Smartphone-Nutzern, denen das Vorangehende egal ist, trösten Sie sich vielleicht mit der Theorie, dass wir uns nur in einer evolutionären Übergangsphase hin zum Homo smartphoneensis befinden, und die damit verbundenen Schmerzen und Beschwerden in 50 Generationen Geschichte sind. Aber was ist das schon: Ein kleiner Bandscheibenvorfall für den Menschen, ein grosser Vorsprung durch Technik für die Menschheit.

Die einen werden zwar noch mit Muskelhartspann, Verkrampfungen und steifem Nacken reagieren, und die eine oder andere Bandscheibe wird es wohl kosten. Aber mit der Zeit passt sich der Homo smartphoniensis an: Weil die Bänder im Halsbereich, den immer schwerer nach unten ziehenden Kopf halten müssen, werden die Knochen der Wirbelsäule mitwachsen. Beim Bison hat es wohl auch eine Weile gedauert, bis der Widerrist, der so genannte Wirbelfortsatz sich auf 50 cm Länge erstreckte und den mächtigen Kopf des königlichen Tieres schmerzfrei in der Waagrechten halten konnte.

    No Pain – No gain… aber bitte mit Cleverness!

    No Pain – No gain… aber bitte mit Cleverness!

     

    Wenn man in den einschlägigen Body-Building-Magazinen blättert und die Bilder der gigantischen, stereoidgefüllten Kerle beim Trainieren anschaut, staunt man, ob der unglaublich grossen Gewichte, welche da offenbar im Training bewegt werden. Nicht selten sah man auf der breiten Brust dieser Kerle zum äussersten gespannte T-Shirts mit Sprüchen wie «Go heavy or go home». Zu Deutsch: Willst Du stark sein und Muckis aufbauen, musst Du zum Trainieren wirklich schwere Gewichte bewegen. Doch stimmt das auch wirklich? Was sagt denn die Wissenschaft dazu?

    Ich einem Artikel, den ich vor einiger Zeit bei Galaxus las, wurden vier Studien analysiert, die der Frage nachgehen, welchen Einfluss das gewählte Gewicht und die Trainingsintensität auf das Muskelwachstum haben. Ich habe diese vier Studien gelesen und möchte die wichtigsten gemeinsamen Aussagen zusammenfassen.

    Dazu aber vorab noch einige Erklärungen: Die Belastung beim Krafttraining bezieht sich auf die Masse eines Objektes, wie es typischerweise beim Training bewegt wird (z.B. Hantel oder ein Gewichtsstein). Das willkürlich in einer Übung bewältigbare Maximalgewicht bezeichnet man als 1-Repetitionsmaximum (1-RM). Wie der Name erahnen lässt, stellt das 1-RM die Masse dar, mit der man eine bestimmte Übung genau einmal komplett ausführen kann, aber kein zweites Mal. In den verschiedenen Studien wird die Masse, die im Training verwendet wird in Prozent des 1-RM angegeben. So entspricht also 60 % 1-RM 60% der zum Zeitpunkt des 1-RM Tests erfolgreich bewegten Masse. Liegt das 1-RM beim Bankdrücken bei 80 kg, entsprächen 60 % 1-RM folglich 48 kg.

    In den vier erwähnten Studien trainierten die Testpersonen jeweils mit unterschiedlich schweren Gewichten typischerweise zwischen 20% 1-RM und 90% 1-RM mit unterschiedlichen Wiederholungszahlen. Ebenso wurde mit unterschiedlichen Intensitäten trainiert: Während die einen Gruppen die Übung ausführten, bis keine einzige weitere Wiederholung mehr möglich war (Training bis zum Muskelversagen), hörten andere Gruppen nach einer definierten Anzahl Wiederholungen vor dem Muskelversagen auf.

    Die Resultate, gemessen am Proteinaufbau (Muskelwachstum) und Kraftzuwachs der unterschiedlichen Kontrollgruppen, wurden anschliessend verglichen und analysiert.

    Obwohl die Studien unterschiedlich angelegt waren, liessen sich folgende Schlussfolgerungen über alle Studien hinweg ziehen:

    • Trainiert man nicht bis zum Muskelversagen, steigt der Muskelzuwachs bis etwa 75% 1-RM leicht an. Oberhalb dieses Wertes stimulieren Belastungen das Muskelwachstum nicht zusätzlich.

    • Wird bis zum Muskelversagen trainiert zeigen Studien sowohl an untrainierten als auch an trainierten Männern, dass die externe Belastung nur eine untergeordnete Rolle spielen und Gewichte zwischen 30 – 90 % des 1-RM zu nahezu gleichem Muskelwachstum führen.

    Natürlich reagieren nicht alle Menschen genau gleich auf Trainingsreize und es gibt immer Ausnahmen vorn der Regel. Die für mich zentrale Aussage ist, dass die Trainingsintensität, d.h. das «An-die-Grenzen-gehen» klar wichtiger als das Trainingsgewicht ist. Wirkungsvolles Krafttraining braucht demzufolge auch nicht endlos Zeit, sondern in erster Linie den Willen an die persönlichen Grenzen zu gehen. Dass dabei eine saubere Trainingstechnik nicht vernachlässigt werden darf, ist selbstverständlich! (siehe dazu auch unseren Blogbeitrag Trainieren ist kein Ponyhof – oder – Fortschritte werden ausserhalb der Komfortzone erzielt – (aktivphysio.ch) )

    Also los geht’s!

     

    Für diejenigen, welche die Studien im Original nachlesen möchten, hier noch die Quellenangaben: 

    • Kumar V, Selby A, Rankin D, Patel R, Atherton P, Hildebrandt W, et al. Age-related differences in the dose-response relationship of muscle protein synthesis to resistance exercise in young and old men. J Physiol. 2009;587: 211–217. doi:10.1113/jphysiol.2008.164483
    • Schoenfeld BJ, Ratamess NA, Peterson MD, Contreras B, Sonmez GT, Alvar BA. Effects of different volume-equated resistance training loading strategies on muscular adaptations in well-trained men. J Strength Cond Res. NSCA National Strength and Conditioning Association; 2014;28: 2909–2918. doi:10.1519/JSC.0000000000000480
    • Mitchell CJ, Churchward-Venne TA, West DWDD, Burd NA, Breen L, Baker SK, et al. Resistance exercise load does not determine training-mediated hypertrophic gains in young men. J Appl Physiol. American Physiological Society Bethesda, MD; 2012;113: 71–77. doi:10.1152/japplphysiol.00307.2012
    • Morton RW, Oikawa SY, Wavell CG, Mazara N, McGlory C, Quadrilatero J, et al. Neither load nor systemic hormones determine resistance training-mediated hypertrophy or strength gains in resistance-trained young men. J Appl Physiol. 2016;121: 129–138. doi:10.1152/japplphysiol.00154.2016

    Rücken-OP oder Trainingstherapie – Interview mit einem Betroffenen

    Rücken-OP oder Trainingstherapie – Interview mit einem Betroffenen

    Kannst Du Dich unseren Blog-Lesern kurz vorstellen, Patrick?

    Ich heisse Patrick Stalder, wohne in Hinwil, bin noch nicht ganz 44-jährig und habe eine glückliche Familie mit zwei Kindern im Alter von 6 und 9 Jahren. In der Freizeit verbringe ich mit der Familie gerne Zeit in der Natur, im Winter beim Ski- oder Snowboard fahren, im Sommer beim Wandern und Pilze sammeln. Beruflich führen mein Geschäftspartner und ich ein KMU im Bereich des Sondermaschinenbaus für die Elektromotorenherstellung.

     

    Im November 2020 hast Du mit der Diagnose «Chronische Lumboglutealgie links bei Osteochondrose Modic II L5/S1; mediale Diskushernie» eine medizinische Trainingstherapie bei uns begonnen. Was bedeutet diese Diagnose und wie ging es Dir damals?

    Die Diagnose kam für mich nicht überraschend. Die Rückenschmerzen plagten mich damals schon sehr lange, jedoch wurde ich sie trotz verschiedenen Behandlungen (SMT, Osteopathie oder klassische Physio) nie mehr los. Immer wieder kehrten die Schmerzen nach kurzer Zeit zurück.

     

    Hättest Du nicht auch operieren können?

    Ja, sicher hätte ich mich sofort operieren lassen können. Mir wurde vorgeschlagen, die beiden betroffenen Wirbel zu versteifen. Wie immer bringt eine Operation verschiedene Risiken mit sich mit und eine Garantie auf nachhaltige Besserung gibt einem auch niemand.

     

    Wieso hast Du Dich für eine Trainingstherapie entschieden?

    Bis zu einer grösseren Verletzung am rechten Fuss im Jahr 2018 habe ich seit meiner Kindheit oft Sport getrieben. Ich habe aktiv Eishockey gespielt und hatte Freude mich zu bewegen. Nach einer verletzungsbedingten Pause von beinahe einem Jahr, hatte ich die Motivation Sport zu treiben ein wenig verloren. Das war weder für meine Muskulatur noch für mein Wohlbefinden gut.

    Der Entscheid, eine Trainingstherapie zu starten, fiel mir als «Ex-Sportler» somit nicht schwer. Das Ziel war, die Schmerzen in den Griff zu bekommen und eine Operation vermeiden zu können.

     

    Wie ist diese Trainingstherapie abgelaufen; wann hast Du erstmals eine Besserung gespürt?

    Nach einer Standortbestimmung mit der Therapeutin, habe ich erste spezifische Übungen erhalten. Zu Beginn haben wir uns wöchentlich getroffen, um die Erfolge zu beurteilen und das Training allenfalls anzupassen.

    Eine Besserung stellte sich bereits nach etwa 2 – 3 Monaten ein. Zu Beginn war ich einfach froh, dass ich in der Nacht wieder ohne Schmerzen durchschlafen konnte. Später hat sich der Schmerz auch im Alltag immer weniger bemerkbar gemacht.

     

    Du bist unseren TherapeutInnen während der beiden Trainingstherapien immer wieder als sehr diszipliniert und konsequent trainierender Patient aufgefallen. War es schwierig für Dich, Deinen Alltag so umzustellen, dass ein regelmässiges Training Platz fand?

    Was heisst schwierig? Aufgrund der schnellen Fortschritte war ich mir bewusst, dass ich die Schmerzen nur mit regelmässigem Training in den Griff bekomme. Und diese Erkenntnis machte es mir leicht das Training in meinen Alltag zu integrieren. Mittlerweile besuche ich die Aktiv Physio 2-3 mal in der Woche um dort zu trainieren.

     

    Nach Abschluss der Trainingstherapie hast Du Dich entschieden, nahtlos weiter Krafttraining zu betreiben – weshalb?

    Das Krafttraining ist eine flexible Methode mich fit zu halten und lässt sich gut mit dem Alltag vereinbaren. Mir ist es wichtig, meine Muskulatur nachhaltig zu stärken und so zu vermeiden, dass die Rückenschmerzen wieder zurückkehren.

     

    Wie fühlst Du Dich heute, 14 Monate nach Beginn Deiner Therapie? Hast Du Einschränkungen im Alltag?

    Zurzeit fühle ich mich körperlich sehr fit und bin ohne Schmerzen. Durch die regelmässigen Trainings fällt mir auch der Alltag einfacher, man fühlt sich einfach gut.

     

    Was empfiehlst Du Menschen, die von Rückenschmerzen geplagt werden oder eine ähnliche Diagnose erhalten haben, wie Du sie hattest?

    Meine Diagnose und der Verlauf dieser Trainingstherapie zeigen auf, dass mit regelmässigem Training eine bevorstehende Operation aufgeschoben oder gar umgangen werden kann. Ich empfehle allen Menschen sich mit ihrem Körper auseinanderzusetzen und ihn zu stärken. Die Erfolge erfüllen einem mit einem guten Gefühl und bringen Vitalität ins Leben zurück.

     

    Patrick Stalder ist eines von vielen Beispielen dafür, dass mit dieser und vergleichbaren Diagnosen nicht zwingend operiert werden muss und eine Physiotherapie/Medizinische Trainingstherapie mit nachfolgendem Krafttraining eine nachhaltige Lösung darstellen kann.

    Was die Erfolgsvoraussetzungen dazu sind? Eine gute Zusammenarbeit zwischen Patient, Physiotherapeut und Arzt, eine geeignete Therapieeinrichtung mit entsprechender Infrastruktur und dann natürlich der Wille und die Disziplin des Patienten zu trainieren und seine Probleme selbst in die Hand zu nehmen.

    Man darf auch erwähnen, dass Patienten wie Patrick dem Gesundheitssystem tausende von Franken sparen….

     

    Frohe Festtage und ein gesundes und friedvolles neues Jahr!

    Frohe Festtage und ein gesundes und friedvolles neues Jahr!

    Noch ein Jahr neigt sich dem Ende zu, in welchem Covid massgeblichen Einfluss auf unser Dasein hatte. Aber eben – es geht zu Ende. Was das Neue Jahr wohl bringen wird? Nun ja – es stehen Impfstoffe, die auf vier verschiedenen Technologien basieren zur Verfügung und die Behandlung von Covid-Patienten hat enorme Fortschritte erzielt. Auf der anderen Seite fordert uns das Virus mit immer neuen Mutationen heraus, welche – Globalisierung sei Dank – jeweils mit hoher Geschwindigkeit in die hintersten Winkel unserer Erde vordringen.

    Wir wünschen uns diesbezüglich für 2022, dass wir noch einen grossen Schritt Richtung «Normalität» machen können. Dazu müssen wir alle den gesunden Menschenverstand pflegen und sollten nicht leichtsinnig werden. Gleichzeitig haben wir es selbst auch in der Hand – respektive im Kopf und im Herzen – inwieweit wir diesem Virus das Feld überlassen.

    Nun reichts aber zum Thema! Als ich mir überlegte, was denn das Thema des letzten Blogs dieses Jahre sein sollte, entschied ich mich für ein Rezept. Es stammt aus meiner «zweiten Heimat» Schweden. Dort werden immer zur Fastnachtszeit diese herrlich luftigen «Semlor» gebacken, die mit einer Mandelmasse und Schlagrahm gefüllt sind – eine wahre Offenbarung! Da scheint mir genau das Richtige für die kommenden Festtage zu sein und vielleicht auch eine gute Gelegenheit, etwas mit einem anderen lieben Menschen gemeinsam zu backen? Auf jeden Fall wünschen wir «en Guete»

    Für Ihre Treue, liebe Blogleserinnen und Blogleser möchten wir uns ganz herzlich bedanken. Sollten Sie den Wunsch verspüren, uns ein Feedback zu unseren Beiträgen zu geben – in Form von Kritik, eines Wunsches oder eines Komplimentes – freuen wir uns auf Ihre E-mail auf info@aktivphysio.ch

    Wir wünschen Ihnen und Ihren Liebsten frohe Festtage und einen guten Rutsch in ein gesundes und glückliches 2022!

    Ihr Aktiv Physio Team

    Ihr Kinderlein kochet…!

    Ihr Kinderlein kochet…!

     

    Kinder werden immer dicker
    In der Schweiz sind bereits 21.4% aller Kinder übergewichtig, in Deutschland 28.7% und in der USA 43%. 1975 wurden weltweit etwa elf Millionen fünf- bis 19-Jährige als adipös (d.h. BMI > 30) erfasst, 2016 waren es schon 124 Millionen; 213 weitere Millionen sind immerhin noch übergewichtig.

    Diese Zahlen und die Richtung, in welcher sie sich entwickeln sind erschreckend. Insbesondere auch, wenn man davon ausgeht, dass übergewichtige Kinder mit grosser Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenenalter einen (lebenslangen) Kampf gegen die Waage führen und ein viel grösseres Risiko für Diabetes, Herz-/Kreislauferkrankungen, etc. zeigen. Was das für unser Gesundheitssystem und damit für unsere Gesellschaft heisst, kann man sich selbst ausmalen. Ich meine man darf, ohne zu übertreiben von einer globalen «Zeitbombe» sprechen.

    Japan als löbliche Ausnahme
    Doch gibt es auch positives zu diesem Thema zu vermelden?

    Ja, denn in allen Statistiken fällt ein Industrieland immer wieder besonders auf: Japan. Nirgendwo auf der Welt haben Kinder eine so hohe Lebenserwartung wie in Japan. Laut einer Studie des Uno-Kinderhilfswerks Unicef sind nur 14 Prozent der 5- bis 19-jährigen Japaner zu dick. Dies ist mit Abstand der beste Wert aller wohlgenährten Industrienationen und was genauso interessant ist: Der Wert ist stabil bis tendenziell abnehmend.

    Die Frage lautet nun, was denn die Japaner anders machen, denn Chips, Fertigmenüs, Zucker und Cola wären auch im Land der aufgehenden Sonne erhältlich?

    Zum einen essen die Kinder in Japans Schulen gemeinsam zu Mittag und zum andern wird viel Wert auf eine begleitende Ernährungslehre gelegt. Letztere umfasst nicht nur Wissenswertes zu jeder servierten Mahlzeit, sondern auch weiterführende Lektionen zu Lebensmitteln, ihrer Herkunft, ihrer Zusammensetzung und der Anbau von Lebensmittel an der Schule.

    Selbst kochen entwickelt Ernährungsbewusstsein spielerisch
    Da dieses Thema in den Schweizer Schulen eher «zurückhaltend» behandelt wird, müssen andere Lösungsansätze gefunden werden. Wir plädieren an dieser Stelle dafür mit Kindern zu kochen. Ganz nach dem Motto «keine zu klein, eine Köchin zu sein». Durch das Kochen, im besten Fall ergänzt durch den vorangehenden Einkauf, setzen sich Kinder spielerisch mit Lebensmitteln auseinander. Selbst Gekochtes schmeckt ausserdem tendenziell besser, was auch dazu führt, dass vielleicht mal ein Gemüse probiert wird, welches bis dato tabu war. Fakt ist: Kinder, welche selbst den Kochlöffel schwingen, essen gesünder und sind weniger übergewichtig als die andern.

    Kocht mit den Kindern!
    Also schnappen Sie sich die Kids ein- bis zweimal die Woche (das geht übrigens auch mit Enkelkindern, Patenkindern, Nichten/Neffen, Nachbarskindern) und beginnen Sie mit der Menuplanung. Eine gute Gelegenheit auch über saisonal aktuelle Lebensmittel zu sprechen (es ist erschreckend, wie wenig viele Kinder darüber wissen!) und über die Zusammensetzung einer Mahlzeit (Vitamine, Mineralstoffe, Kohlenhydrate, Eiweisse). Dann wäre es schön, wenn Sie auch gemeinsam einkaufen könnten.

    Sinnlich und kreativ – so macht es Spass!
    Zum Schluss kommt das Kochen: Das sollte «sinnlich» sein und Spass machen. Geben Sie so viel Hilfe wie es braucht, damit das Resultat schmeckt, lassen Sie aber auch genügend Spielraum für die eigene Kreativität. Die Kids sollen lernen – aber Spass dabei haben. Damit die Motivation noch einen Extraschub erhält, lädt man zu diesen Anlässen vielleicht mal eine Schulfreundin, den Grossvater oder eine Nachbarin ein. Deren Lob gibt Selbstvertrauen und hält die Sache in Schwung.

    Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass wir uns selbst auch wieder bewusster mit dem Thema «Essen» auseinandersetzen. Das kann nicht schaden, denn meist sind es die Erziehungsberechtigten, welche für die eingangs erwähnten Zahlen die Verantwortung tragen. Sollten Sie zwar die Idee gut finden, doch sich etwas hilflos fühlen, bieten sich unzählige wunderbare Kochbücher und Websites zu Thema «Kochen mit Kindern» an.

    .

    Eine Ode an den Apfel

    Eine Ode an den Apfel

    Der Apfel in Zeiten des «globalisierten Superfoods»
    Ich geb’s zu, der Apfel hat es schon mit seinem Namen schwierig: Das schwere «A» und dann noch das wenig elegante «pf» sind eine akustische Hypothek. Da haben es andere Früchte ungleich leichter. So zum Beispiel die Avocado. Liest man ihren Namen laut, wähnt man sich bereits mitten in einem Sommerhit von Loco Escrito.

    An apple a day…
    Und dennoch heisst es «an apple (und nicht «an avocado»…) a day keeps the doctor away», was frei übersetzt in etwa heisst, dass wenn man jeden Tag einen Apfel isst, man keinen Arzt benötigt. Zum ersten Mal tauchte dieses Sprichwort 1866 in einer walisischen Zeitschrift auf, damals hiess es noch: “Eat an apple on going to bed, and you’ll keep the doctor from earning his bread” (deutsch etwa „Iss einen Apfel vorm Zubettgehen und dein Arzt kann sich seine Brötchen nicht mehr verdienen“).

    Dass da etwas dran sein muss, zeigt die Tatsache, dass der Spruch fast weltweit in zumindest ähnlicher Form existiert. So zum Beispiel “una mela al giorno toglie il medico di torno” (Italien) oder ”ett äpple om dagen håller doktorn borta” (Schweden).

    Handlich, praktisch, gut und gesund!
    Und wie sieht das Ganze nun aus, wenn wir eine etwas wissenschaftlichere Brille aufsetzen? Ein Apfel besteht zu rund 85% aus Wasser, und ist mit 50-70 Kcal pro Stück ideal als kalorienarme Zwischenmahlzeit. Äpfel liefern viele Vitamine und Mineralstoffe, allen voran B, C und E, Kalium, Natrium, Magnesium, Calcium, Folsäure, Eisen sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Die meisten Bestandteile stecken dabei in der Schale und in den Kernen. Am besten ist es also, den gewaschenen Apfel wirklich komplett zu essen. Der hohe Anteil an Ballaststoffen, enthalten in Form von Pektin und Zellulose, sorgt für eine gute Sättigung, fördert die Verdauung und wirkt vorbeugend gegen Verstopfung.

    Superkräfte inklusive
    Neben der verdauungsfördernden Wirkung haben Äpfel aber noch mehr Superkräfte im Körper: das weisse Fruchtfleisch schützt zum Beispiel vor Schlaganfällen. In Studien konnten bereits 25 Gramm Äpfel pro Tag das Risiko eines Schlaganfalls um 9 Prozent senken. Ausserdem verbessern sie die Cholesterinwerte und die Gedächtnisleistung, und können Alzheimer vorbeugen.

    Der schon angesprochene Ballaststoff Pektin hält den Blutzuckerspiegel konstant, sodass man länger satt bleibt. (Isst man noch dazu fettreiche Nüsse zu einem Apfel, kann man diese Wirkung noch verstärken!) Darüber hinaus wirkt Pektin entgiftend und hilft mit, Toxine schneller auszuscheiden.

    Ausserdem enthalten Äpfel Oligosaccharide, die die Darmgesundheit fördern und die Darmflora füttern. Weiters wirken diese Stoffe auch gegen Krebszellen, was in mehreren Studien bestätigt wurde.

    Am besten frisch aus der Nähe und biologisch angebaut
    Aber Achtung: all diese Wirkungen erhält man nur, wenn man einen frischen Apfel isst! In (pasteurisiertem) Apfelsaft befinden sich in der Regel weder Pektin noch aktive Enzyme oder sekundäre Pflanzenstoffe. Grundsätzlich empfehlen wir auch vermehrt wieder einmal «ältere», robustere Apfelsorten, möglichst ungespritzt, zu essen. Sie enthalten aufgrund ihrer natürlichen Widerstandsfähigkeit mehr der für uns so wertvollen Schutzstoffe.

    Also – tun Sie sich und Ihrer Familie etwas Gutes, indem Sie täglich 1-2 Äpfel Essen. Kaufen Sie einheimische Äpfel (…ein Import aus Neuseeland macht nun wirklich keinen Sinn) und kaufen Sie, wenn möglich Sorten, die sich für den Bio-Anbau eignen. Diese sind widerstandsfähiger und deutlich reicher an sekundären Pflanzenstoffen.

    En Guete!