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Erste Hilfe bei Sportverletzungen

Erste Hilfe bei Sportverletzungen

Ohne eine angemessene Akutbehandlung kommt es nach Sportverletzungen häufig zu Komplikationen und/oder einer verzögerten Heilung. Dabei ist «erste Hilfe» eigentlich ganz einfach.

Eine Prellung, eine Verstauchung, ein Verrenken – bei einer Weichteileverletzung gilt zur Erstversorgung das sogenannte «PECH-Schema»:

  • Pause
  • Eis
  • Compression (Druck)
  • Hochlagern

Zentral: die richtige Erstversorgung!
Diese einfache Formel ist im Ernstfall Ihr Glück denn der Knackpunkt einer schnellen Heilung ist die richtige Erstversorgung: „Jede Minute, die in den ersten zehn Minuten nach der Verletzung verstreicht, ohne dass etwas unternommen wird, bedeutet einen Tag länger Reha“, sagt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Mannschaftsarzt des FC Bayern München und der deutschen Fussball-Nationalmannschaft.

Mit Anwendung der PECH-Regel verkürzen Sie Ihre Genesungszeit deutlich, zumindest bei stumpfen Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen oder Verrenkungen.

Pause
Die Zähne zusammenbeissen und weitermachen zahlt sich nicht aus. Im Gegenteil: Meist droht eine Verschlimmerung der Beschwerden – und in der Folge eine merklich verzögerte Heilung. Die verletzten Körperteile sollten frühestens wieder belastet werden, wenn im Ruhezustand Schmerzfreiheit besteht. Allerdings ist etwa Radfahren oder Schwimmen anstatt Laufen oft möglich, ohne die verletzte Körperregion zu belasten. Ebenfalls möglich sind – je nach Art der Verletzung – isometrische Übungen. Experten raten sogar dazu, denn eine frühzeitige Aktivierung kann den Heilungsprozess noch beschleunigen, da der Körper besser durchblutet wird.

Eis
Kühlen als nächste Schritt ist in Ordnung doch meistens gehen das die Betroffenen falsch an. Wir wollen mit der Kühlung die Blutgerinnung unterstützen und den ersten, akuten Schmerz etwas lindern. Kühlen wir zu stark und oder zu lange wird die Heilung verzögert, denn dann werden die Gefässe verengt, sodass die Durchblutung und folglich der Transport von Sauer- und Nährstoffen, im Wundgebiet verringert wird. Starke Kühlung beeinträchtigt ausserdem die Weiterleitung der Schmerzsignale ans Gehirn. Das bedeutet, dass man viel weniger schnell merkt, wenn man den verletzten Bereich zu früh und/oder zu stark belastet. Damit steigt das Risiko einer Verschlimmerung der Verletzung.

Wie also kühle ich richtig:

  • Maximal 10 Minuten am Stück; danach muss eine mindestens ebenso lange Pause erfolgen.
  • Gekühlt werden darf nur bis maximal 24 Stunden nach dem Trauma.
  • Die Kühltemperatur sollte idealerweise bei etwa 4-6°C liegen. Gut sind in Eiswasser getauchte Binden, Cold Packs, gekühlter Quark. Niemals darf Eis direkt auf die Haut gegeben werden; ebenso zu vermeiden ist Eis-Spray und ähnlich aggressiv kühlende Produkte.

Compression (Druck)
Bei jeder Verletzung zerreissen kleine Blutgefässe, daraus entsteht ein Bluterguss. Durch Druck von aussen kann man die Schwellung vermindern und den Schmerz lindern. Also: Legen Sie eine elastische Binde mit leichter Spannung an (Arm oder Bein nicht abschnüren!).

Hochlagern
Hochlagern von verletzten Armen oder Beinen verringert ebenfalls die Blutung und Schwellung. Ausgetretene Flüssigkeit wird über die Lymphbahnen wieder aufgenommen und abtransportiert. Lagern Sie die betroffenen Körperteile eben, aber über Herzhöhe.

Fazit
Schnelle Selbsthilfe ist gut, hat aber ihre Grenzen. Sind die Schmerzen stark und/oder lang anhaltend, ist die Schwellung erheblich oder die Blutung kaum zu stillen, sollten Sie auf der Stelle einen Arzt zurate ziehen. Beachten Sie ausserdem: Manche Verletzungen erfordern abweichende Massnahmen.

Nüsse – Gesunde Kerne oder fiese Dickmacher?

Nüsse – Gesunde Kerne oder fiese Dickmacher?

Vor Urzeiten einer der wichtigsten haltbaren Nahrungsquellen, dann für lange Zeit als Dickmacher verschrien und nun wieder rehabilitiert?
Neuere Studien (Nurses Health Study, Studie des National Heart, Lung and Blood Institute, Adventist Health Study, Third National Health Nutrition and Examination Survey) zeigen nämlich, dass sie – in vernünftigen Mengen und möglichst naturbelassen genossen – keineswegs die Fettpolster fördern, dafür aber umso gesünder sind.

Nüsse gehören zu den ältesten Kulturpflanzen unserer Geschichte. Bereits 7000 v. Chr züchteten die Perser Baumnüsse. In jüngster Vergangenheit gerieten sie jedoch wegen ihres hohen Fettanteils zunehmend als Dickmacher in die Kritik. Kämpft man sich allerdings durch die aktuellen wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema, konnte kein Zusammenhang zwischen Nusskonsum und Übergewicht festgestellt werden. Man darf nun also wieder mit gutem Gewissen (massvoll) zulangen. Ich möchte eigentlich sogar noch einen Schritt weiter gehen und Ihnen empfehlen, täglich Nüsse zu essen (die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt rund 20 bis 30 Gramm/Tag). Warum diese Empfehlung?

Durchschnittlich, über alle bei uns gängigen Sorten, enthalten 100 Gramm Nüsse:

  • 8 bis 25 Gramm Eiweiss
  • 8 bis 31 Gramm Kohlenhydrate
  • 42 bis 72 Gramm Fett
  • 10 Gramm Ballaststoffe
  • Wichtige B-Vitamine und Mineralstoffe

Gesunde Fette
Noch ein Wort zum hohen Fettgehalt der Nüsse: Es gibt verschiedenen Arten von Fetten; grundsätzlich wird zwischen gesättigten und ein- oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren unterschieden. Dick machen allerdings nur die ersteren – die ungesättigten Fettsäuren haben viele positive Eigenschaften. So helfen sie beispielsweise den LDL-Cholesterinspiegel zu senken, Entzündungsreaktionen in Arte-rien positiv zu beeinflussen und die Verklumpungstendenz des Blutes zu reduzieren. Weiter bauen sie Rezeptoren auf, unterstützen die Gehirnaktivität, sind wichtig für die Konzentration und beschleunigen sogar den Stoffwechsel.

Nüsse sind heimischer Superfood
Es gilt nach neuesten Studien auch der Schluss, dass regelmässiger Nusskonsum das Risiko für Herz-/Kreislauferkrankungen signifikant senkt (die Third National Health Nutrition and Examination Survey spricht von 30%!). Als besonders wertvoll wird in den verschiedenen Studien immer wieder die Baumnuss hervorgehoben: Sie verfügt über einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, ein optimales Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren sowie Folsäure, B-Vitamine, Magnesium und Kalium. Nachfolgend noch eine weitere Auswahl an Eigenschaften verschiedener Nüsse, die aus den Studien hervorgehen:

  • Der Verzehr von Macadamianüssen geht mit besseren Cholesterinwerten einher. Dasselbe gilt für Baumnüsse, Mandeln, Pekannüsse, und Pistazien.
  • Wer Haselnüsse isst, verbessert das antioxidative Potenzial seines Blutplasmas und wirkt so den schädlichen freien Radikalen entgegen.

Erlauben Sie noch einen kurzen Exkurs in die Botanik: Eigentlich gehören nur Marroni, Baum- und Haselnüsse zu den Nüssen. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden aber auch Cashew-, Kokos- und Paranüsse sowie Mandeln und Pistazien dazugezählt. Erdnüsse gehören zu den Hülsenfrüchten und Pinienkerne zu den Samen.

Essen sie Nüsse naturbelassen!
Zum Schluss möchte ich Sie nochmals auffordern, regelmässig Nüsse zu essen. Argumente dafür gibt’s im Überfluss. Vermeiden sie jedoch zuckerhaltige Riegel mit Nüssen und seien sie zurückhaltend mit gesalzenen, gerösteten Nüssen. Am besten gönnen Sie sich Ihre tägliche Portion im Müesli, im Salat oder ganz einfach pur – so, wie sie die Natur geschaffen hat! En Guete!

 

Kleines Nuss-ABC

Baumnuss (Walnuss)
Der weisse Kern der runden, hellbraunen Nuss schmeckt herbsüss und wird von einer goldbraunen, bitteren Haut umschlossen. Baumnüsse enthalten einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Besonders hervorzuheben ist der Gehalt an gesunden Omega-3-Fettsäuren, welche in unserer Ernährung häufig zu kurz kommen. Zudem ist das «Schlafhormon» Melatonin enthalten, das im Körper zum Zellschutz beiträgt.
Die Baumnuss wächst am Baum. Ihre grüne Schale platzt bei der Reife.

Cashewnuss
Die kleine, nierenförmige Nuss ist Bestandteil des Cashewapfels. Cashewnüsse enthalten mehr Kohlenhydrate als andere Nüsse. Sie sind eine gute Quelle für Selen, das die körpereigenen Abwehrkräfte unterstützt.
Die Cashewnuss wächst an einem Baum und hängt an einer birnenförmigen, fleischigen Frucht

Haselnuss
Der kleine, feste Nusskern ist von einer braunen, verholzten Schale umgeben. Haselnüsse schmecken am besten kurz nach der Reife, ihr Geschmack ist mild und aromatisch. Haselnüsse sind reich an Vitamin E, einem antioxidativen Vitamin, das im Körper als Zellschutz wirkt. Sie enthalten zudem besonders viel herzfreundliche einfach ungesättigte Fettsäuren. Die Haselnuss wächst an Haselnusssträuchern und -bäumen.

Macadamianuss
Die Früchte der aus den Regenwäldern Australiens stammenden Macadamiabäume ähneln Kastanien mit einer dicken, dunkelbraunen Schale. Diese ist so hart, dass sie mit Maschinen geknackt werden muss. Der runde, cremefarbene Nusskern hat einen feinen, süsslichen Geschmack. Macadamianüsse enthalten viele gefässfreundliche einfach ungesättigte Fettsäuren. Die Macadamianuss stammt ursprünglich aus den Regenwäldern Australiens und wächst an immergrünen Bäumen.

Mandel
Die Früchte enthalten einen glatten Steinkern, der einen einzigen Samenkern – die Mandel – umschliesst. Es gibt süsse und bittere Mandeln. Bittere Mandeln enthalten eine gesundheitsschädigende Vorstufe der Blausäure und werden daher nur zur Herstellung von Aromastoffen verwendet. Mandeln sind reich an Vitamin E, einem Vitamin mit antioxidativer Wirkung, welches im Körper als Zellschutz wirkt. Mandeln haben zudem einen relativ hohen Gehalt an Nahrungsfasern (Ballaststoffen) sowie an Kalzium. Mandeln wachsen am Mandelbaum, der wie Obstbäume veredelt wird.

Paranuss (Brasilnuss, Steinnuss)
Die dreikantigen Paranüsse erinnern an Orangenschnitze und sitzen wie bei einer Orange fächerförmig in Früchten. Ihre Schale ist sehr hart, ihr Geschmack ist erdig mandelartig. Paranüsse sind eine Quelle für Selen und Zink – Spurenelemente, die wichtig sind für die körpereigenen Abwehrkräfte. Vitamin B1 ist gut für die Nerven. Die Paranussbäume wachsen im Amazonasgebiet. In der Regenzeit von November bis März fallen die Früchte von den Bäumen und werden gesammelt.

Pekannuss (Hickorynuss)
Diese Nuss ist mit der Baumnuss verwandt, sie ist allerdings schlanker und hat eine dünnere, glatte, leicht knackbare Schale. Ihr Kern ist milder, fester und hat ein feineres Aroma als die Walnuss. Pekannüsse enthalten mehr einfach ungesättigte und weniger mehrfach ungesättigte Fettsäuren als Baumnüsse. Die Pekannuss wächst an hohen Bäumen.

Pinienkern
Der Samenkern der Schirmpinie schmeckt ähnlich wie Mandeln und weist ein leicht harziges Aroma auf. Wegen des geringen Ertrags sind Pinienkerne teuer. Chinesische Pinienkerne, die von einer anderen Kiefernart abstammen, enthalten höchstens halb so viel Eiweiss und Mineralstoffe wie die aus Südeuropa. Pinienkerne enthalten viel Vitamin E – ein antioxidatives Vitamin, welches im Körper zum Zellschutz beiträgt – sowie Zink, ein Spurenelement, das wichtig ist für unser Immunsystem. Pinienkerne sind auch eine gute Quelle für Eisen. Pinienkerne wachsen in den Zapfen der Pinie heran.

Pistazie
Die Samen der Steinfrüchte des Pistazienbaums sind rund, mandelförmig oder oval. Pistazien haben eine hellgrüne Farbe und einen milden Nussgeschmack. Pistazien haben im Vergleich zu den anderen Nüssen am wenigsten Kalorien und Fette; im Gegenzug sind sie aber sehr reich an Ballaststoffen. Pistazien reduzieren auch das Hungergefühl. Die Pistazie wächst an Pistazienbäumen, die bis zu zwölf Meter hoch werden.

Erdnuss
Die Erdnuss gehört botanisch gesehen zu den Hülsenfrüchten. Die Fruchtschote, beziehungsweise die Schale, enthält meist zwei Kerne. Ihren typischen Geschmack entwickelt die Erdnuss erst nach dem Rösten. Erdnüsse haben einen relativ hohen Eiweissgehalt und sind ausserdem eine gute Quelle für das Nervenvitamin Niacin sowie für Folsäure. Die Erdnuss wächst in sandigem Boden, der Erdnussbusch wird lediglich 30 bis 60 Zentimeter hoch.

Fettverbrennung – Mythos und Wahrheit

Fettverbrennung – Mythos und Wahrheit

«Wer Fett verbrennen will, muss mit tiefem Puls trainieren.» Immer wieder werde ich in meiner Arbeit mit dieser Aussage konfrontiert. Man liest das so – oder noch schlimmer – wird im Sportverein oder im Fitnesscenter so instruiert. Komplett falsch ist diese Aussage zwar nicht – aber eben auch nicht richtig und was schlimm ist, sie ist irreführend!

Das Thema der Energiegewinnung unseres Körpers detailliert dazustellen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen und Ihre Geduld höchstwahrscheinlich überstrapazieren. Ich erlaube mir deshalb einige Vereinfachungen und konzentriere mich auf das Wesentliche. Nehmen wir der Einfachheit halber mal an, unser Körper wäre ein Verbrennungsmotor – sogar ein sehr cleverer Verbrennungsmotor, der mit verschiedenen Treibstoffen betrieben werden kann. Diese Treibstoffe sind:

  • Kohlenhydrate (1g entspricht 4,1 Kcal), respektive das daraus gebildete Glycogen, welches in den Muskeln und der Leber gespeichert – und als Glucose verbrannt wird, sowie
  • Fett (1g entspricht 9,3 Kcal), respektive Fettsäuren, die dem Körper durch Oxidation bereitgestellt werden.

Bevor wir nun zum Kern des Themas kommen, möchte ich auf zwei unterschiedliche Zielsetzungen von Sport-Treibenden zu sprechen kommen: Der Ausdauer-Leistungssportler (Marathonläufer, Triathlet) möchte mit seinen Energiereserven möglichst ökonomisch umgehen. Auf den Motor bezogen heisst das, er möchte aus möglichst wenig Treibstoffvolumen möglichst viel Leistung gewinnen. Ihm gegenüber steht der Hobby-Sportler, der ein paar überschüssige Pfunde (oder auch Kilos) auf möglichst effektive Weise loswerden möchte. Das heisst, die Zielsetzung an seinen Motor lautet „Ineffizienz“! Sein Motor soll möglichst viel Treibstoff in möglichst kurzer Zeit verbrennen. Nochmals: die Zielsetzungen beider Gruppen sind gegenläufig! Wir konzentrieren uns in der Folge auf die zweite Gruppe – darunter befinden sich ja auch die meisten „Opfer“ der falschen Trainingstheorie.

Zunächst ganz einfach: Unser Multi-Treibstoff-Motor verbrennt denjenigen Treibstoff den er zur Verfügung hat. Das heisst einmal ganz unabhängig von der Frage der Trainingsintensität zahlt es sich aus, den Motor dazu zu zwingen, Fette zu verbrennen. Das geschieht dadurch, dass wir beim „Tanken“ nicht übertreiben (denn unser Vehikel hat die Eigenschaft zu viel getankten Treibstoff in Form von Körperfett zu speichern) und zum anderen dadurch, dass wir bei der Zufuhr von Kohlehydraten vorsichtig sind.

„Wer Fett verbrennen will muss mit tiefem Puls trainieren“. Diese Aussage stimmt dann, wenn ich’s ad absurdum treibe: Im Schlaf (da sollte ja mein Puls nun wirklich tief sein) verbrenne ich fast ausschliesslich Fett. Das Dumme daran ist, dass es nur sehr kleine Mengen sind! Das heisst also relativ gesehen (prozentuale Aufteilung der Energiegewinnung aus Fetten und Kohlehydraten), mag das bis zu einem gewissen Grad stimmen – nur absolut geht diese Rechnung nicht auf: Wenn man kaum Energie verbraucht, schmelzen auch die Fettpolster nicht merklich.

Idealerweise trainiert man für eine maximale absolute Fettverbrennung im mittleren/oberen Grundlagen-Ausdauerbereich (bei ca. 70-80% der maximalen Herzfrequenz), das heisst in einem Bereich, wo eigentlich vorwiegend Kohlehydrate verbrannt werden, nimmt aber vor dem Training keine Kohlehydrate zu sich und zwingt so den Körper in den Fettstoffwechsel. Ferner wird so auch das Gehirn dazu gezwungen, für seinen Energiebedarf Ketone (ein „Abfallprodukt“ aus dem Fettstoffwechsel) heranzuziehen.

Natürlich muss jeder „Fall“ individuell betrachtet werden. Verschiedene Faktoren, wie Trainingszustand, Menge des Depot-Fettes, Alter, Geschlecht und – ganz besonders wichtig – die Gesundheit spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, ein für den Fettabbau optimales Training zu entwickeln. Es geht mir in meinen Ausführungen nur darum, mit dem Mythos „tiefe Herzfrequenz für optimalen Fettabbau“ aufzuräumen und Ihnen zu erklären, inwiefern diese Aussage irreführend ist.

Zum Abschluss möchte ich ihnen noch ein paar Schlussfolgerungen aus aktuellen Studien, sowie ein paar Tips zur Fettverbrennung mitgeben:

  • Die Auffassung, dass zu Beginn des Trainings zunächst überwiegend Glucose verbrannt wird, ist inzwischen umstritten. Aktuell geht man davon aus, dass der Anteil der Fettverbrennung primär von der Art des zugeführten Treibstoffes (Kohlehydrate, Fett) sowie von der Stärke der Belastung und vom allgemeinen Trainingszustand abhängt.
  • Studien zufolge verringert eine kohlenhydratreiche Ernährung durch den höheren Insulinausstoss die Fettoxidation um bis zu 35 Prozent! Das kann noch sechs bis acht Stunden nach einer Mahlzeit der Fall sein [Asker E. Jeukendrup: „Fettverbrennung und körperliche Aktivität“].
  • Die Fettverbrennung durch Sport hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem von der körperlichen Austrainiertheit und der Ausbildung der Muskeln. Männer verbrennen bei gleicher Belastungsintensität weniger Fett als Frauen. Übergewicht und Insulinresistenz verringern den Fettverbrauch. In Studien war der Fettstoffwechsel bei Trainierten bei einer Belastungsintensität von 65 Prozent der Maximalleistung am effektivsten, bei Untrainierten bei etwa 50 Prozent, was etwa 70%-80% der maximalen Herzfrequenz entspricht [Asker E. Jeukendrup: „Fettverbrennung und körperliche Aktivität“]
  • Bei extensiver Belastung (z.B. Jogging) besteht die aerobe Energiegewinnung aus Fett- und Kohlenhydratverbrennung (Oxidation von freien Fettsäuren und Glukose) von Beginn an, im Gegensatz zur sogenannten anaeroben Energiegewinnung bei kurzzeitigen Belastungsspitzen, z.B. beim Sprint. Beim Jogging oder beim Walking ist die Fett-Oxidation Studien zufolge stärker als beim Radfahren.

Versuchen Sie für eine optimale Fettverbrennung mindestes 20 Minuten am Stück zu trainieren und geben Sie acht auf Ihren Puls. Bei idealerweise mindestens 3 Trainingseinheiten/Woche empfiehlt es sich, auch regelmässig ein Intervalltraining/Woche einzubauen. Ihre Leistungsfähigkeit und damit auch Ihr Energieverbrauch wird es Ihnen danken. Und ausserdem: Krafttraining ist (in der richtigen Intensität) bzgl. Fettverbrennung so effektiv wie Ausdauertraining; es ähnelt in seinem Herzfrequenzverlauf dem Intervalltraining, verbrennt viele Kalorien und hat noch viele andere positive Effekte. Allerdings gehört die in diesem Zusammenhang oft erwähnte, so genannte „Spot-Reduction“, also die gezielte Fettreduzierung in bestimmten Körperregionen definitiv ins Reich der Märchen.

Sollten Sie noch weiterführende Fragen haben oder möchten Sie eine für Ihre Bedürfnisse massgeschneiderte Lösung, stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung

„In 10 Tagen zur Bikinifigur“ – die verführerischen Lügen der Diätindustrie.

„In 10 Tagen zur Bikinifigur“ – die verführerischen Lügen der Diätindustrie.

Vorsommer – Zeit für „Wunderdiäten“
Die Winterkleider sind mittlerweilen verräumt, und es kommt nun langsam wieder die Zeit, in der wir an die kommende Badesaison denken. Damit werden wir alle auch wieder mit zahllosen Anpreisungen von Wunderdiäten und Zaubermittelchen bombardiert. Schenken Sie sich die Zeit, sich damit auseinanderzusetzen und bewegen Sie sich stattdessen an der frischen Luft – Ihr Körper und Ihr Geist werden es Ihnen danken!

Man könnte ganze Bibliotheken mit diesem Thema füllen. Ich werde Sie damit verschonen, möchte Ihnen aber etwas Grundlagenwissen zum Thema Gewichtsreduktion und Stoffwechsel mit in die Badesaison geben. Es ist dies eine Zusammenfassung derjenigen Themen, die ich in meiner Erfahrung als Ernährungsberaterin am häufigsten erörtere.

Es braucht Zeit…
Klar, kann man in 10 Tagen Gewicht verlieren – je nach Fähigkeit zur Selbstkasteiung sogar recht viel. Im besten Fall ist das verlorene Gewicht dann Wasser im schlechteren Fall auch noch Muskelsubstanz. Starten wir also mit den wichtigsten Fakten: 1 Gramm Fett enthält 9 Kalorien – 1 Kilogramm davon folglich 9000 Kalorien. Und noch etwas Elementares: Fett ist Energie – hochkonzentriert; es lässt sich nicht „wegmassieren“ oder auf andere wundersame Weisen zum verschwinden bringen – es muss verbrannt werden!

Der häufigste Fehler beim Abnehmen ist die falsche „Geschwindigkeit“. Man isst kaum noch etwas (oder bei sehr vielen „Wunderdiäten“ sehr einseitig). Nachdem dann tatsächlich die ersten Kilos weg sind, geht auf einmal gar nichts mehr. Warum?

Wenn der Stoffwechsel runterfährt…
In der menschlichen Vergangenheit waren regelmässige Mahlzeiten eher selten. Mal gab’s Nahrung und dann auch wieder längere Zeit nichts. Der Körper hat darauf eine überlebensnotwendige, intelligente Strategie entwickelt, die heute in einer Zeit des Überflusses zunehmend ein Problem darstellt: Wird ihm über längere Zeit nicht genügend Energie zugeführt, fährt er seinen Energiehaushalt herunter; der Stoffwechsel schaltet in den Sparmodus. Bereits nach 48 Stunden ohne Nahrung, lernt der Körper mit 35% weniger Energie auszukommen!

Unter Anderem spart der Körper Energie, indem er die Regeneration, der Aufbau des Darms, der Muskulatur und des Immunsystems praktisch stoppt. Weiter fährt der Körper auch die Produktion von Hormonen, Rezeptoren und Neurotransmittern zurück. Vereinfacht gesagt hat das zur Folge, dass unsere gute Laune und der Tiefschlaf erheblich beeinträchtigt werden. Sogar das Hirn kriegt zu wenig Glucose und wir werden als Folge davon von einem ständigen, starken Verlangen nach Süssem geplagt. Wird die Energiezufuhr weiterhin zu tief gehalten, wird die Glucose für das Hirn aus wertvollem Protein aufgebaut womit unser Körper noch schwächer- und der Stoffwechsel noch langsamer wird.

Das Ziel einer erfolgreichen Gewichtsreduktion ist nicht den Körper zu lernen mit wenig Energie auszukommen, sondern unerwünschtes Körperfett zu verbrennen. Und genau das lernt er so mit Sicherheit nicht. Vom Frust der durch solche Übungen ausgelöst wird, wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst sprechen!

There’s no magic – leider!
Lassen Sie mich zum Abschluss einige wichtige Grundsätze für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion auflisten. Ich gebe Ihnen recht, wenn Sie sagen, dass das nichts Spektakuläres ist und dass sie das Meiste schon gewusst haben. Nochmals: Erfolgreiche Gewichtsreduktion ist unspektakulär und hat nichts Magisches an sich – leider!

  • Zeit, Zeit und nochmals Zeit! Eine gesunde Gewichtsreduktion bedeutet einen maximalen Gewichtsverlust von 500g/Woche! Um gezielt abzunehmen, sind wir auf genügend Kalorien angewiesen, um den Stoffwechsel in Schwung zu halten.
  • Der richtige Mix! Sie wissen es eigentlich schon: Lassen Sie Zucker weg! Seien Sie sparsam mit Kohlehydraten, moderat mit Fett und eher grosszügig mit Eiweiss. Essen Sie mit Freude, ohne schlechtes Gewissen und am besten so, wie es die Natur liefert. (Übrigens: Von light-Produkten halte ich wenig bis gar nichts!)
  • Bewegung! Überschüssige Energie muss verbrannt werden; dazu muss im physikalischen Sinne Arbeit verrichtet werden. Aber: Trainieren Sie intelligent! Finden Sie eine körperliche Aktivität, die Ihnen Spass macht und finden Sie den richtigen Mix aus Zeitdauer und Intensität.
  • Timing! Trainieren Sie vor den grossen Mahlzeiten – nie danach. Mein „Geheimtipp“ für Frühaufsteher: Das effizienteste Training ist dasjenige vor der ersten Mahlzeit am Tag!

Eigentlich sollte das Geschriebene ausreichen, um Sie vor den falschen Versprechungen der vorsommerlich aggressiven „Diätindustrie“ zu bewahren, und wenn Sie dazu noch die erwähnten 4 Punkte befolgen, werden Sie Erfolg haben. Sollten Sie dennoch weitere Fragen haben oder eine persönliche Beratung wünschen, stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung

Burnout – Und plötzlich ist man ausgebrannt.

Burnout – Und plötzlich ist man ausgebrannt.

Dem Begriff des Burnouts begegnet man seit geraumer Zeit beinahe täglich. Kaum einer von uns, der in seinem Umfeld nicht schon damit konfrontiert wurde. Auch beruflich, vor allem im Rahmen meiner kPNI-Beratungen, bin ich immer öfter mit dieser Diagnose konfrontiert – Grund genug, das aus meiner Sicht wichtigste in einem kurzen Artikel zusammen zu fassen.

Lassen Sie uns mit der Frage beginnen, was ein Burnout eigentlich ist: Nebst dem Begriff „Burnout“ wird häufig auch derjenige des „Burnout-Syndroms“ verwendet. „Syndrom“ bedeutet in der Medizin und Psychologie das gleichzeitige Vorliegen verschiedener Symptome deren ursächlicher Zusammenhang sowie Entstehung und Entwicklung mehr oder weniger bekannt sind oder vermutet werden.

Ein Burnout ist keine Krankheit mit eindeutigen diagnostischen Kriterien, sondern eine körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung aufgrund von (beruflicher) Überlastung und wird meist durch anhaltenden Stress ausgelöst, der nicht bewältigt werden kann. Medizinisch gesehen entspricht ein Burnout einer tiefgreifenden Störung der Produktion von Stresshormonen (u.a. Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin) und Neurotransmittern (biochemische Stoffe, welche die Information von einer Nervenzelle zur anderen über die Synapse, weitergeben – hier z.B. Dopamin).

Die konkreten Auslöser für ein Burnout-Syndrom sind sehr individuell. Im Allgemeinen sind sich Wissenschaftler aber einig, dass ein Burnout-Syndrom als Folge chronischen Stresses entsteht, bei dem Faktoren auf zwei Ebenen wechselseitig wirksam werden:

  • Auf der ersten Ebene liegen personenexterne Belastungsfaktoren vor, die Stress verursachen. Im beruflichen Kontext können das Einflussfaktoren auf organisationaler Ebene sein, so z.B. bestimmte Eigenschaften der Hierarchie, eine mangelnde Ressourcenausstattung, bestimmte Belohnungsmechanismen im Unternehmen oder administrative Zwänge. Weitere potenzielle Stressoren liegen im sozialen Umfeld, d.h. in der Interaktion mit Kollegen und Vorgesetzten, oder ausserhalb des beruflichen Kontextes auch mit der Familie und dem Partner. Ferner gibt es situative Einflüsse bei den Belastungsfaktoren.
  • Auf der zweiten Ebene liegen personeninterne Persönlichkeitsfaktoren vor, die einen Nährboden für das Burnout-Syndrom bilden.

Wenn bestimmte Konstellationen auf beiden Ebenen zusammentreffen, sind hohe Ausmasse von Stress und Frustration vorprogrammiert, die das Burnout-Risiko dramatisch erhöhen.

Als typische Merkmale eines Burnout-Syndroms gelten:

  • Vermehrtes Engagement für bestimmte Ziele.
    • Man arbeitet nahezu pausenlos, verzichtet auf Erholungs- oder Entspannungsphasen, fühlt sich unentbehrlich und vollkommen.
    • Um das darzustellen, entwerten Betroffene häufig andere Teammitglieder und machen sich so bei Kollegen unbeliebt.
  • Der Beruf wird zum hauptsächlichen Lebensinhalt
  • Hyperaktivität
  • Nichtbeachten eigener Bedürfnisse
  • Verdrängen von Misserfolgen
  • Beschränkung sozialer Kontakte auf einen Bereich, zum Beispiel die Kunden; Partnervernachlässigung
  • Erschöpfung und chronische Müdigkeit
  • Suche von Ablenkung und Trost in Alkohol, Tabak, Internet- und Computeraktivitäten, vielem Essen oder häufigerem Geschlechtsverkehr
  • Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen und Drehschwindel
  • Angstzustände, Depressionen

Wie bereits erwähnt, ist ein Burnout die Folge chronischen Stresses. Wenn wir besser verstehen, was Stress ist, verstehen wir die Vorgänge in unserem Körper bei einem Burnout besser. Ich möchte mich deshalb nun diesem Aspekt zuwenden.

Stress per se ist nichts Schlechtes – unser Körper ist gut dafür eingerichtet, auf Stress zu reagieren. Stellen Sie sich dazu eine Gefahrensituation vor: Die Ausschüttung von Stresshormonen (z.B. Adrenalin, Cortisol) sorgt dafür, dass wir viel Energie (Zucker) ins Blut kriegen, dass das Herz diese Energie schnell in die Muskulatur transportiert (der Puls geht hoch), dass uns zusätzlicher Sauerstoff zur Verbrennung zur Verfügung steht (verstärkte Atmung) und wir somit optimal auf eine Flucht oder einen Kampf vorbereitet sind. Diese Stresshormone reduzieren weiter Schmerzempfinden, Hungergefühl und lassen auch keine Müdigkeit zu. Sogar die Art und Weise wie unser Hirn funktioniert, wird beeinflusst: Ein breites, reflektives Denken wird verunmöglicht – wir sind „automatisch“ fokussiert. Sie sehen: Eigentlich ein perfekter biochemischer Mechanismus!

Was nun aber, wenn eine Stresssituation nicht Sekunden oder Minuten anhält sondern Stunden, Tage oder gar Wochen? Damit kann unser Körper nicht umgehen. Dazu möchte ich noch anmerken, dass psychischer Stress sich noch stärker auswirkt, als physischer – so sind beispielsweise die Cortisolwerte im ersten Fall rund vier Mal höher!

Was geschieht nun also, wenn aufgrund von anhaltendem psychischem Stress permanent zu viele Stresshormone ausgeschüttet werden? Das Wesentliche können Sie aus dem obigen Abschnitt ableiten: Puls und Atmung sind permanent zu hoch. Das Blut konzentriert sich in der Muskulatur und fehlt in der Verdauung – Durchfall und Magenschmerzen sind eine typische Folge, da die aufgenommenen Nährstoffe nicht mehr genügen abtransportiert werden können. Auch das Hirn wird nicht mehr optimal mit Nährstoffen versorgt. Typische Konsequenzen hieraus sind Glucosemangel und daraus resultierende „Heisshunger“-Attacken.

Langanhaltender Stress ist vergleichbar mit permanentem Autofahren am Drehzahllimit des Motors. Die Stresshormone helfen dem Körper, eine Zeit lang aussergewöhnliches zu leisten und Grenzen zu verschieben – doch irgendwann geht es nicht mehr; Der Körper kann auf Dauer nicht die entsprechenden Mengen dieser Stoffe produzieren. Wenn schliesslich die Unterstützung dieser Hormone wegfällt, ist es unmöglich das Leistungsniveau zu halten; es geht nicht mehr – der Motor (in unserem Beispiel) ist überdreht und geht hoch! Jetzt spricht man von einem Burnout.

Die Produktion von Stresshormonen lässt nun nach. Man wird am Morgen kaum mehr wach, fühlt sich permanent müde, erfährt vermehrt Schmerzen. Eine weitere schlimme Folge ist sicher auch der über so lange Zeit erhöhte Blutzuckerwert. Der Zucker, welcher im Blut bereit gestellt wurde, um uns erfolgreich flüchten oder kämpfen zu lassen, stand zwar über Tage, Wochen oder gar Monate bereit, wurde aber nicht genutzt, denn der psychische Stress erforderte keine Flucht und keinen Kampf. Der Körper hat auf diese Situation reagiert, indem er die Rezeptoren, welche den Zucker in die Zelle transportiert hätten, abgebaut hat. Damit ist erklärt, weshalb Diabetes2 oft eine Folge von langanhaltendem Stress ist. In diesem Zusammenhang wird auch die Produktion der Neurotransmitter reduziert, die in unserem Gehirn dafür sorgen, dass wir uns bewegen möchten und dass wir konzentriert und glücklich sind. Der Hormonhaushalt gerät aus dem Gleichgewicht.

Nochmals: Eine tägliche kleine Portion Stress ist für uns Menschen durchaus gesund. Dazwischen brauchen wir allerdings Ruhepausen, damit unser (biochemisches) System in der Balance bleibt. Ideal für uns Menschen ist somit ein ausgeglichenes rhythmisches Wechselspiel zwischen Anspannung und Ruhe.

Wie begegnet man nun einem Burnout? Dies ist eine schwierige Frage, die immer individuell und immer unter Beizug eines Arztes beantwortet werden sollte. Generell lässt sich aber sagen, dass eine erfolgreiche Therapie immer drei Parameter beinhalten sollte.

Ganz wichtig ist es, zunächst einmal herauszufinden worin ein Burnout seine Ursache hat (berufliches, privates Umfeld) und entsprechende Veränderungen einzuleiten. In der Regel resultiert daraus die Notwendigkeit grösserer Umstellungen. Die Beseitigung der identifizierten Ursachen ist essentiell. Geschieht das nicht, kann eine Genesung kaum erfolgreich verlaufen. Gleichzeitig ist dies aber auch der schwierigste Teil der Therapie. Veränderungen bringen Unsicherheiten mit sich und kosten Kraft, die man in diesem Stadium der Krankheit oft nicht mehr hat. Externe professionelle Hilfe ist deshalb meist ein Muss.

Ferner sollte die Therapie auch eine gezielte Ernährung mit entsprechender Supplementierung beinhalten. Es gilt hier, den Körper darin zu unterstützen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Im Wesentlichen heisst das, einerseits Hormone zu produzieren und andererseits Rezeptoren zu bilden, welche die Hormone erst zu einer Wirkung befähigen.

Zu guter Letzt müsste der Genesungsprozess auch immer durch körperliche Aktivität unterstütz werden. Nicht Hochleistungssport ist nun angesagt, sondern regelmässiger Sport mit dem Focus auf Regeneration und Entspannung (dies gilt sowohl für Kraft- als auch für Ausdauertraining).

Die Genesung erfordert Arbeit in allen drei oben erwähnten Bereichen – parallel und koordiniert. Dem Leben möglichst rasch haltgebende, neue Strukturen zu geben ist wichtig! Der Heilungsprozess verläuft abhängig von einer Vielzahl von Parametern (Stadium und Schwere der Krankheit, Art der Hilfestellung, Mitarbeit des Patienten, physiologische und soziologische Faktoren) sehr individuell und zieht sich über mehrere Monate, im schlimmsten Fall sogar über zwei Jahre hin.

Ihre Coni Angst-Näf

Detoxing & Entschlackung – Grosses Geschäft mit zweifelhaftem Nutzen.

Detoxing & Entschlackung – Grosses Geschäft mit zweifelhaftem Nutzen.

Immer wieder hören wir Mitmenschen über ausgeklügelte Entschlackungs- und Entgiftungskuren und wundersame Hilfsmittelchen diskutieren; hören welche Unsummen sie dafür ausgeben und wie gut ihnen das tue. Manchmal müssen wir dann innerlich schmunzeln, manchmal regen wir uns aber auch richtig auf, denn in erster Linie ist das eine grossartige Marketing-Leistung der Diät- und Wohlfühlindustrie. Warum?

Erstens haben wir noch nie von einem Pathologen gehört der «Schlacke» in einem Menschen gefunden hätte (es sei den es handelte sich um den Mitarbeitenden einer Giesserei, der selbige versehentlich oder willentlich verschluckt hätte). Auch für die anderen Benefits, für welche die Industrie und ihre Entgiftungspäpste predigen und entschlackte Zellen, schönere Haut, entlastete Leber und Darmgesundheit versprechen gilt dasselbe: Es fehlt jegliche wissenschaftlichen Standards genügende Grundlage!

Warum fühlen sich denn die «entschlackten und entgifteten» Menschen nach Ihren teuren Kuren besser? Ganz einfach: Klarere Haut bekommt, wer mehr trinkt, weniger Kopfschmerzen sind das Resultat auf den Verzicht auf Koffein und Alkohol. Und weniger Probleme mit der Verdauung und Blähungen ist ganz simpel eine Folge der geringeren Nahrungsaufnahme.

Das Entgiften besorgt der Körper ganz ohne ausgeklügelte Diäten und teure Mittelchen. Unsere Lungen, Lebern und Nieren, unser Verdauungstrakt und unser Immunsystem können giftige Substanzen innerhalb kürzester Zeit neutralisieren und beseitigen. Fazit: Statt für kurze Phasen teuer und streng zu «detoxen» sollten gesundheitsbewusste Menschen sich lieber ausgewogen ernähren – und zwar das ganze Jahr über!

Zu dem Thema möchten wir Ihnen einen wunderbaren Artikel von Dr. Colombani (NZZ am Sonntag vom 27.01.2019) empfehlen.

«Zu Jahresbeginn befassen sich viele Gesundheitsbewusste mit Entgiftung oder Entschlackung. Beim Detoxen und Entschlacken scheiden sich die Geister. Was für manche ein ernstzunehmendes Thema ist, treibt andere auf die Palme. Was steckt hinter Detox, Entgiftung und Entschlackung? Die älteren Semester unter uns kennen noch das Entschlacken. Heute hingegen werden wir in den sozialen Medien von Influencern über die verschiedenen Detox-Produkte aufgeklärt. Ob früher oder heute, ob alter oder neuer Begriff: Fachleute fragen sich, was das alles soll. Befürworter des Detoxens oder Entschlackens gehen davon aus, dass unser Körper Gifte oder Endprodukte des Stoffwechsels ansammelt und dass er aktiv davon gereinigt werden muss. Dies tönt dramatisch und wird der wesentliche Grund sein, weshalb Methoden wie Detox und Entschlackung auf grossen Anklang stossen. Das Problem dabei ist die fachliche Grundlage. Sie fehlt.

Unser Körper kann mit den Endprodukten des Stoffwechsels problemlos umgehen. Er besitzt zwei Top-Detox-Organe: Leber und Niere. Sie haben unter anderem die Aufgabe, Endprodukte des Stoffwechsels und Gifte zu entsorgen. Und Schlacken sucht man im Körper vergeblich. Detox und Entschlacken sind in erster Linie Marketingargumente und keine ungünstigen Zustände, die man aktiv bekämpfen muss. Weshalb schwören aber viele, auch in der Sport- und Fitnessszene, auf die Wirkung von Detox- oder Entschlackungskuren? Einerseits sind die immer genannten Folgen einer scheinbaren Überladung mit Giften oder Schlacken unspezifisch: Kopfschmerzen, Unwohlsein, Müdigkeit usw. Da fühlen sich praktisch alle angesprochen. Anderseits zielen die kurierenden Massnahmen darauf ab, weniger zu essen, und führen automatisch zu einer Entlastung des Stoffwechsels. Der gespürte Effekt hat nichts mit Detox oder Entschlackung zu tun. Wäre eine hohe Bildung von Endprodukten im Stoffwechsel ein giftiges Problem, dann müssten Sport und Fitness als ungesund eingestuft werden. Denn jede sportliche Aktivität kurbelt unseren Stoffwechsel an und bildet zwangsläufig vermehrt Endprodukte – ohne irgendwelche negativen Auswirkungen. Im Gegenteil: Trotz der Mehrproduktion an Endprodukten stellt sich ein positiver Effekt auf die Gesundheit ein. Auf Massnahmen zum Detoxen oder Entschlacken können wir also problemlos verzichten, Leber und Niere sei Dank».

Dr. Paolo Colombani ist Emährungswissenschafter. Nach fast zwanzig Jahren Forschung an der ETH Zürich arbeitet er jetzt als Selbständiger.